Schon seit ein paar Jahren geistert vereinzelt Ingame-Werbung durch unsere Spiele. Microsoft's Tochergesellschaft Massive.Inc will nun einen Schritt nach vorne wagen und kündigt für viele kommenden Top-Titel verschiedener Publisher eine wesentlich stärkere Integration von Ingame-Werbung an. Ist Ingame-Werbung der Weg aus der Krise, und vielleicht sogar das beste Mittel, um Preiserhöhungen zu verhindern, die laut vieler Hersteller dank der riesigen Budgets bei der Spielentwicklung sonst bald nötig werden?

Laut dem Microsoft Adverstising Blog planen Massive.Inc eine Großoffensive, die u.A. folgende Games des nächsten Jahres zu einer neuen Plattform für Ingame-Werbung machen soll: Madden NFL 10, NHL 10, NBA LIVE 10, Need for Speed: Shift, Fight Night Round 4, Guitar Hero 5, DJ Hero, Band Hero, Tony Hawk: Ride, Blur, Transformers: Revenge of the Fallen, Splinter Cell: Conviction. Auch Blizzard ist mit von der Partie, und stellt mit der Communitysite zu World of Warcraft und dem kommenden Battle.Net 2.0 für Starcraft 2 und Diablo 3 ebenfalls Werbeflächen zu Verfügung.

Schon seit langer Zeit wird Ingame-Werbung zu einem immer größeren Thema in Spielen. Schließlich spülen die zusätzlichen Einnahmen dringend benötigtes Geld in die Kassen der Publisher. Spätestens nachdem Activision vor Kurzem Preiserhöhungen für ihre Spiele angekündigt haben, ist zunehmend klarer, dass die Budgets moderner Spiele oftmals den Rahmen dessen sprengen, was eigentlich finanzierbar gewesen wäre.

Viele Gamer tendieren dazu, sich bei derartigen Meldungen erst einmal so richtig über die bösen Publisher auszukotzen. Die Preise werden nämlich nur höher weil die Publisher so gierig sind, und nun soll man in Zukunft auch noch an jeder Ecke mit Werbung zugeknallt werden!? Aber vielen ist dabei überhaupt nicht klar, dass ihre Nerd-Ecke schon längst kein Low-Budget-Underground mehr ist: War vor einem Jahrzehnt Spielentwicklung noch vergleichsweise bezahlbar und vieles in kleinen Teams um- zusetzen, so fressen heutige Blockbuster durchaus Summen, bei denen so mancher Hollywood-Film nicht mehr mithalten kann.

Und was kommt dabei heraus? Die einen produzieren immer mehr Spiele, die viel zu früh auf den Markt geworfen werden, weil die Entwicklung sonst das Budget sprengen würde. Die anderen produzieren Fortsetzungen ohne Ende, um auf bereits vorhandenen Engines und Spielmechaniken aufbauen zu können, was wiederum Geld einspart. Beide Wege machen den Spieler aber nicht glücklich: Das eine Spiel ist unfertig, das andere innovationslos, ein schwacher Aufguß.

Hier kommt aber nun die Ingame-Werbung ins Spiel: Viele Spieler realisieren nicht, dass auf dem Weg der Werbung wieder neue Einnahmequellen entstehen, die durchaus ursächlich dafür sein können, dass Spiele bezahlbar bleiben, und vielleicht sogar soviel neues Kapital im Rücken haben, um ein halbes Jahr länger perfektioniert zu werden, bevor sie auf dem Markt landen.

Und mal ganz ehrlich: Es gibt bei Weitem genug Spiele-Settings da draussen, bei denen Werbung nicht nur nicht stört, sondern meiner Meinung nach sogar die Welt des Games passend untermalt! Nehmen wir doch z.B. Need for Speed: Hey, natürlich gibt es in Großstädten Werbeplakate! Gerade an vielbefahrenen Straßen. Wenn mir da beim Rasen ein Plakat für den neuesten Softdrink, einen Bausparvertrag oder auch ein anderes Game um die Ohren fliegt, finde ich, dass die Stadt dadurch nur glaubhafter, realitätsnaher wird.

Dasselbe gilt für alle Spiele in großen Städten: Auch ein Prototype, oder ein Infamous können durchaus von gezielt platzierter Werbung atmosphärisch profitieren. Selbst in der postapoklayptischen Welt von Fallout dürfte es doch eigentlich ziemlich cool wirken, wenn ich eine alte Cola-Dose herumrollen sehe. Schließlich erinnert sie dann an längst vergangene Zeiten, als es der Menschheit noch besser ging.

Es gibt so viele Gründe, die für Ingame-Werbung sprechen, dass es mehr als schade ist, dass manche Gamer sich immer noch in pseudohaft ausgelebter Kapitalismuskritik üben, wenn ein Spiel Product Placement betreibt, dass in Filmen wiederum schon seit Jahren völlig üblich und akzeptiert ist. Oder interessiert euch etwa nicht, welche geile Karre James im nächsten Bond fahren wird?