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MODERN WARFARE, DAS ANTI-KRIEGSSPIEL

Kolumne gepostet von Green Ninja am 02.11.2009 um 17:11 Uhr
 
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Infinity Ward hat sich in den letzten Wochen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Einmal völlig abgesehen von dem ganzen "Dedicated Server"-Debakel hat vor allem das kürzlich geleakte Flughafen-Video sehr hohe Wellen geschlagen. Aber wenn ich so drüber nachdenke, ist das Terroristen-Level eigentlich nur eine konsequente Weiterentwicklung für die Serie.

Um eines gleich vorneweg klar zu stellen: Ich mag keine Kriegsspiele mit realistischen Szenarien. Hab´ ich noch nie. Wenn ich Videospiele spiele, dann möchte ich weg von den Problemen der echten Welt und sie nicht auf einem Silbertablett serviert bekommen. Ich möchte beim zocken etwas ... Fantastisches erleben und bevorzuge ein phantasievolleres Szenario, vorzugsweise eines, in dem ich Superkräfte/ Waffen/ Gadgets/ Kung-Fu benutze um die Welt/ Stadt/ Prinzessin/ Schatz vor Aliens/verrücktem Wissenschaftler/dunklem Magier zu retten. Deswegen interessiere ich mich auch nur dann für 2. Weltkrieg-Settings, wenn Zombies, Hellboy oder Indiana Jones drin vorkommen (warum gibts da eigentlich keine Crossover?). Und Spiele, die in der heutigen Zeit spielen, finde ich dann nochmal ´ne Ecke problematischer. Oft kann ich mich auch selten für Plots in solchen Settings begeistern und soweit ich das beurteilen kann, fehlt es auch oft an symphatischen Protagonisten.


Modern Warfare 2
MW2 wird mit Sicherheit wieder eine ausgezeichnete Solo-Kampagne bieten.
Aber ich schweife ab. Also, ich mag "realistische" Szenarien in Videospielen nicht. Trotzdem habe ich, auf Empfehlung von vielen, vielen Leuten, letztes Jahr einmal Call of Duty 4: Modern Warfare gespielt und war echt beeindruckt. Wie die meisten Leser inzwischen wissen dürften, ist Modern Warfare ziemlich gut. Ich habe zwar nie viel Zeit mit dem Multiplayer-Modus verbracht, aber die Single-Player Kampagne hat mich begeistert. Es war einfach ein sehr ... intensives Spiel. Man war wirklich in der Action drin. Aber darum geht es nicht in dieser Kolumne. Modern Warfare 1 hatte einige Szenen, die sich in das Bewusstsein der Spieler eingebrannten, wie es nur wenige Spiele schaffen. Und es waren eben diese Szenen wo ich dachte: "He, moment mal. Das ist echt übel." Ich rede von drei ganz bestimmten Szenen.


1.) Die Eröffnungssequenz in Undefiniertistan, mit den Erschießungen am Straßenrand, die nicht etwa wie ein bekannter Fernsehsender behauptet, dazu dienen soll, "den Spieler anzuheizen", sondern die gnadenlose Brutalität des Militärputsches demonstriert.





2.) Die gesamte Sequenz mit der Atombombe, in der der Spieler hautnah eine atomare Explosion miterlebt und die eigene Spielfigur in-game an Strahlenvergiftung stirbt.





3.)Und nicht zuletzt das "Death from Above" Level, in der Spieler in die Rolle eines Flugzeugschützen schlüpft und mit Gatling-Guns und Bomben kleine graue Punkte auf dem Boden niedermäht. Die Gegner haben in diesem Szenario (so gut wie) keine Chance, solange ihr halbwegs wisst wo ihr hinschießt.





Diese Momente waren, was Modern Warfare für mich zu so einem besonderen Spiel gemacht hat. Szenen, in denen man innehält und sich zuerst fragt, ob es okay ist, solche Szenen in ein Videospiel zu verpacken. Aber als ich länger darüber nachdachte, kam ich zu dem Entschluss, dass es eigentlich nur logisch ist:

Call of Duty 4: Modern Warfare ist ein Anti-Kriegsspiel!

Die Bezeichnung "Anti-Kriegs..." findet man vorallem häufig in Fernsehzeitschriften. Es gibt keine Kriegsfilme, nur "Anti-Kriegsfilme". Früher habe ich mich über die Bezeichnung lustig gemacht, aber es macht eigentlich Sinn, wenn man überlegt, dass keiner dieser Filme versucht Krieg zu verherrlichen, sondern dem Zuschauer zu zeigen, dass Krieg keine tolle Sache ist. Ja, das klingt jetzt sehr banal, wie ich das so sage, aber denkt mal drüber nach.


Saving Private Ryan Boat
'Kommt zur Armee, haben sie gesagt.'
Ähnlich wie bei Videospielen, habe ich auch wenig Interesse für Filme mit realitätsnahen Kriegsszenarien. Wenn ich mir solche Filme angucke, dann weil sie einen sehr guten Ruf haben. Mir fallen spontan zwei Titel ein: Steven Spielbergs Der Soldat James Ryan und Ridley Scotts Black Hawk Down (was ja durchaus als Inspiration für einige Levels in MW1 diente). In beiden Filmen wird der Zuschauer frontal mit der Grausamkeit des Krieges konfrontiert. Spielberg hat die Landung in der Normandie in Private Ryan sicher nicht so brutal in Szene gesetzt, weil er so ein großer Fan von Bad Taste ist, sondern weil dem Zuschauern zeigen wollte, dass die Soldaten dort durch die Hölle gegangen sind. Niemand würde behaupten, dass diese Szenen "kriegsverherrlichend" wären, während dies Videospielen andauerend vorgeworfen wird. Ähnliches gilt für Black Hawk Down. Ich kann mich nicht entsinnen, dass diesem Film je die "Militarisierung der Gesellschaft" vorgeworfen wurde, während CoD diese Vorwürfe wieder und wieder über sich ergehen lassen muss(te).

Filme, wie auch die Medien die zuvor kamen, erfüllen eben nicht nur eine unterhaltende Rolle in unserer Gesellschaft, sondern können uns auch dazu bringen über die gezeigten Ereignisse zu reflektieren und unser Interesse wecken. Nur hatten die meisten Spiele bisher nur selten Ambitionen so etwas zu tun, was letztlich dazu führte, dass es ihnen auch nicht zugetraut wird. Zwar bieten immer mehr Spiele eine wirklich spannende Story, aber es geht nie über spannende Fiktion hinaus.

Modern Warfare 2
Solche Szenen gibt in Hollywood ständig, warum also nicht auch in einem Videospiel?
Aber ich denke, dass es ja genau das ist, was Infinity Ward mit diesen Missionen im ersten Modern Warfare bezwecken wollte und nun mit dem jetzt schon umstrittenen Flughafen-Level den nächsten logischen Schritt tut. In Filmen sehen wir solche Szenen andauernd, wie der Schurke seine Handlanger anweist Unschuldige niederzumähen oder selbst zur Waffen greift. Ein paar Beispiele gefällig? Wie wär es mit General Oromov in Goldeneye, der die gesamte Besetzung der sibierischen Satelitenstation erschießen lässt, oder Anakin Skywalker in Die Rache der Sith, der (off-screen) die verbliebenen Jünglinge im Jedi-Tempel niedermäht. Solche Szenen sind in Film und Fernsehen schon längst Routine. Warum sollte man also nicht die Interaktivität des Mediums Videospiele nutzen, um den Spieler direkt in diese Situationen zu versetzen?

An dieser Stellen könnte man natürlich auch fragen, ob das auf bestimmte Spieler nicht einen zu starken Einfluss haben könnte. Aber nur weil Infinity Ward einen Schritt weitergeht als die Entwickler vor ihnen, bedeutet das nicht, dass die üblichen Regeln hier nicht gelten. Call of Duty ist immer noch ein Spiel für Erwachsene und gehört nicht in Kinderhände.

Vielleicht ist dies ein weitere Schritt für Videospiele, sich als Medium weiter zu entwicklen. Dass wir nicht nur rumsitzen und aktzeptieren, was wir auf dem Bildschirm sehen und es als harmlose Unterhaltung betrachten, sondern mehr über das Thema nachdenken. Und wenn das durch bloßes Zusehen nicht reicht, dann vielleicht eben, wenn wir selbst mitten drin sind.
Ist die Szene geschmacklos? Durchaus möglich, aber das macht die Entwickler nicht automatisch zu gewaltgeilen Vollidioten, genauso wenig, wie die Spieler die sich dazu entschließen, dieses Level zu spielen. Und letzten Endes sollte man sich von dem Spiel als Gesamtwerk ein Bild machen und es nicht nach einzelnen Szenen beurteilen. Sonst sind wir auch nicht besser als die Leute, die Videospiele mit Kinderpornografie vergleichen.
geschrieben von Green Ninja  

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