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KOLUMNE // DAS ENDE VON GIGA: DER TOD EINES FREUNDES

gepostet von Lyc am 15.02.2009 um 16:45 Uhr
 
Giga sagt tschüss

Vor Kurzem haben wir noch von dem plötzlichen Dahinscheiden des Gaming-Senders GIGA berichtet, und nun zeichnet sich langsam aber sicher das Ende einer über 10 Jahre dauernden Community-Ära ab.

Zu diesem Anlass möchten es sich unsere Partner von thegamersmagazine nicht nehmen lassen ein paar letzte Worte über den Sender zu sagen, der für die deutsche Szene vielleicht wichtiger war, als viele heute einsehen wollen:

"Die Nase läuft, die Finger zittern, die Augen tränen. Es ist kalt. Verdammt kalt – muss es ja auch sein, es liegt Schnee und ich friere leicht. Vor ein paar Tagen hieß es noch auf der Arbeit „oha… Giga wird abgesetzt.“. Im Gegensatz zu vielen Bloggern, Forenmembern oder Privat- personen traf mich diese Aussage nicht wie eine Granate in CoD5. Dafür tut sie das jetzt.

Sie tut es genau so, wie es mich schon das ein- oder andere Mal traf, wenn ein Familienmitglied gestorben ist. Man reagiert wie genannte Personen oberhalb, man macht…

…die fünf Phasen des Sterbens
durch. Nicht-wahr-haben-wollen, Zorn, Verhandeln, Depression und schlussendlich Akzeptanz. Warum also habe ich die Metapher der Reaktion von Menschen auf den Tot gewählt? Aus einem Grund: Für die Community lebte Giga. Giga war nicht einfach nur ein Sender, der ihr geliebtes Hobby widerspiegelte, nein, Giga war Interaktiv. Jeder konnte die Sendung beeinflussen, die Community wurde eingebunden – die Community wurde Giga. Und mit der Absetzung - oder dem Tot - Giga’s setzen die fünf Phasen des Sterbens bei der Community ein, was man miterleben kann. Man kann es so miterleben, wie man es sonst nie kann und gerade das ist zum einen faszinierend und zugleich traurig.

Diagnose: Pecunia-Karzinom*
giga
Giga war vom 30.11.1998 an ein Projekt das auf einem gebrochenen Bein stand, denn finanziell schien es nie ganz das Eingespielt zu haben, was es vielleicht hätte sollen. Beachtlicher Weise hat es sich fast 10 Jahre halten können obwohl viele die Absetzung Giga’s bereits vorher Prophezeit haben.

Premiere hatte am 01.01.2008 Giga aufgekauft – was mich schon damals verwundert hat, denn Premiere schreibt seit einigen Jahren rote Zahlen, was auch nach der Insolvenzanmeldung nicht besser wurde und auch die Finanzkrise trug ihren Teil dazu bei. Obwohl Giga durch das neue Sendekonzept, dass erstmals auf der Games Convention 2008 vorgestellt wurde, ein Rekord-Plus verzeichnet hat, scheint das nicht ausgereicht zu haben.
*Geld-Tumor

Das Firefly-Syndrom
Die nerdigen Geeks unter euch mögen Firefly vielleicht kennen, die weniger nerdigen haben vielleicht den Film „Serenity“ gesehen. Ihr wisst schon, Raumschiffe, Cowboys, Captn Tight-Pants, Schießereien und Monster-ähnliche Menschen – genannt „Reaver“.
Wieso beziehe ich mich auf Firefly, wenn das alles nichts mit Giga zu tun haben scheint? Aus einem Grund: Der Film „Serenity“ konnte nur durch die Community gerettet werden. Die Serie Firefly wäre ein Erfolgsschlager gewesen, hätte FOX nicht die Ausstrahlung derartig vermasselt, wie es nur Funcom mit Age of Conan geschafft hat. Ein Beispiel: Der Pilot Serenity wurde bei der Fernsehpremiere (20. September 2002) bei dem Sender FOX durch The Train Job ersetzt, da FOX den eigentlichen Piloten für unpassend hielt. Der Pilot wurde bei Fox dann als letzte Folge vor der Einstellung gezeigt. Die Folgen 11 (Antiquitätenraub), 12 (Die Botschaft) und 13 (Leichte Mädchen) wurden überhaupt nicht ausgestrahlt. (Quelle) Durch diesen Umstand kamen nicht genug Quoten zu Stande, was die Absetzung der Serie nach einer Staffel bedeutete.

Doch die Fans hielten zu Firefly, schrieben mehrere randvolle Postsäcke pro Woche an FOX, starteten Petitionen, richteten ein Spendenkonto ein (das mehrere Tausend-, wenn nicht sogar Hunderttausend Dollar einspielte) und kauften sich gleich mehrfach die DVD der Serie, die in Amerika im ersten Verkaufsmonat über 500.000-mal über den Virtuellen Amazon Ladentisch ging. Sie versuchten Joss Whedon, Schöpfer der Serie, zu unterstützen wo es nur ging. Das Resultat: Durch die verkauften DVDs weltweit (in Deutschland 200.000-mal im ersten Monat) konnte der Film „Serenity“ gedreht werden.

Wie also lässt sich Giga noch retten, falls man es denn retten kann? Hier muss man auf die Community hoffen, die – in meinen Augen – ähnliches leisten kann, wie die Community hinter Firefly. Wenn sich die Community bemüht und Engagement zeigt, so wird sich mit Sicherheit auch der ein- oder andere Investor finden.

Früher war alles anders
Wir schreiben das Jahr 1998, Dezember um genau zu sein. Klein-Zeis sitzt mit gerade mal 8 Lenzen auf dem noch gesunden Buckel vor dem Fernseher auf der Couch und bleibt beim zappen bei NBC hängen. Dort sitzen viele junge Männer- und Frauen in einem Kellerartigem, riesigem Raum, der mit Backsteintapete verkleidet ist. Nichts scheint koordiniert, mal klappt was nicht mit der Technik, mal kommt die Frau von der Maske rein. Überall finden sich Bildschirme, Monitore und Gaming-Affines Gedöns wieder. Die Moderatoren spucken mehr Gehirnschleim denn Qualitative Informationen aus.
Das scheint doch was für Klein-Zeis zu sein, zumal er gerade seinen ersten Rechner- und gleich dazu StarCraft bekommen hat.

giga
So kam ich zu Giga, zu meinem Jahrelangen Begleiter, zu einem Freund. Von besagtem Tag an guckte ich Giga fast täglich, über viele Jahre hinweg. In den letzten 3 Jahren hat sich diese Freizeitbeschäftigung jedoch verringert – hauptsächlich da ich es nicht mehr im Fernsehen empfangen konnte und der Stream bei mir einfach nicht laufen wollte.

Giga war von früh auf schon immer die Referenz, die Quelle meines Gaming-Wissens. Ohne Giga hätte ich vielleicht nie The Gamers Magazine gegründet, hätte man mir damals nicht gezeigt das man auch mit kaum (bis in meinem Falle gar keinem) Budget etwas Großartiges schaffen kann, das anspricht.

Kommt Zeit, kommt Wechsel
Es gab viele, verdammt viele Änderungen bei Giga im Verlauf der Jahre. Angefangen vom kleinen Studio, einem etwaigem Sendeplan der aber doch nie so ganz eingehalten wurde, vielen Pannen und Improvisationen. Das war es, was Giga ausgemacht hat, das war der Charme der täglich versprüht wurde - das war Giga.

Das Sendeformat wurde geändert, es gingen die ein- oder anderen Moderatoren, neue Gesichter kamen hinzu. Es gab einen Umzug, es wurde aus- und umgebaut und das Sendeformat wurde abermals geändert. Mit jeder dieser Veränderungen ging für mich ein Teil des anfänglichen Charmes flöten, nichts desto trotz mochte ich Giga.

Viele haben über diese Änderungen geflucht, wie es eben die Natur des Menschen ist. Doch objektiv betrachtet leistete Giga sehr viel Aufklärungsarbeit und verhalf uns zu mehr Akzeptanz. Nicht zuletzt wurde der eSport erst durch Giga annähernd so groß, wie er es mittlerweile ist.

Ich konnte meiner Mutter damals Beispielsweise meine Vorliebe zu Games durch Giga näher bringen, denn es wurde nicht nur in Zocker-Sprache geschwallt was das Zeug hielt, sondern es wurde auch sachlich erklärt.

Gaming wurde durch Giga Massentauglich, was auch die Quoten beweisen: Laut einer Reichweitenstudie, die im Jahre 2007 von GIGA in Zusammenarbeit mit der FORSA durchgeführt wurde, schauten zum damaligen Zeitpunkt täglich durchschnittlich 186.000 der 14- bis 29-Jährigen Deutschen den Sender. Dies entspricht einem Marktanteil von 4,4 % in der Zielgruppe. Monatlich schauten 899.000 der Jugendlichen (21,4 %) ein- oder mehrmals GIGA. Grundlage der Befragung waren 501 14- bis 29-Jährige, von den 30,2 % theoretisch in der Lage sind, den Sender zu empfangen.

Aktuellere Zahlen wurden mit Hilfe des „Premiere Panels“ bestimmt: Demnach sehen mittlerweile wöchentlich 371.000 verschiedene Zuschauer mindestens eine Minute einer GIGA-Sendung. Die meisten Zuschauer hat der Sender dabei in der Zeit von 18:00 bis 23:00 Uhr zu verbuchen, hier werden durchschnittlich 30.000 Zuschauer pro Stunde erreicht. Zwei Drittel der Zuschauer sind Männer zwischen 14 und 29 Jahren, also die Haupt-Zielgruppe des Senders

Die Internetplattform giga.de wird laut IVW monatlich von rund zwei Millionen Besuchern aufgerufen. Nach eigenen Angaben betreibt GIGA demnach den erfolgreichsten Internetauftritt eines deutschen Jugendsenders. (Quelle)

Abschied
Ich kann mit Stolz sagen, dass ich Giga gelebt habe. Ich könnte noch weitere 600 Wörter schreiben um zu umschreiben, wie ich Giga danken möchte - aber warum, wenn schon alles gesagt wurde? Etienne hat es bereits gesagt, fast jeder aus der Community hat es gesagt und sie alle haben recht:

Es war eine geile Zeit. Fuck Reality.

GIGA
*30.11.1998 – †13.02.2009"


Beitrag gesponsort von:
thegamersmagazine
geschrieben von Lyc  

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