Somewhere, deep in the Caribbean.... wem bei diesen Worten nicht das Herz aufgeht, der hat offensichtlich massive Bildungslücken im Bereich Videospielgeschichte, die man dank dieses Remakes jetzt aber nachholen kann. Denn kennen sollte sie eigentlich jeder, die Geschichte von Guybrush Threepwood, dem mächtigen Pirat.


Es gab mal eine Zeit, als der Spiele-Markt noch nicht dominiert wurde von 3rd-Person Shootern und dämonischen Metzelorgien. Damals war ein anderes Genre König. Ein Genre, welches vor einigen Jahren noch als ausgestorben galt. Ich rede natürlich von Point and Click Adventures. Alles was man damals zum Steuern brauchte war die Maus und die F5 Taste, um das Speicher-Menü aufzurufen. Diese Spiele waren anders als heute, wo derjenige erfolgreich ist, der sich für Kombos am besten die Finger verknoten oder die virtuelle Granate am besten in die gegnerische Spawn-Zone werfen kann. Doch bei Adventures ging es um Grips. Immerhin war der durchschnittliche Adventure-Protagnist auch kein vor Waffen starrender Space Marine oder ein muskelbepackter Kriegsgott, sondern meist ein ziemliches - naja, Weichei.

„Mein Name ist Guybrush Threepwood und ich möchte ein Pirat werden.“

Lange bevor Johnny Depps Eskapaden als Keith Richards-Imitator Piraten wieder salonfähig gemacht haben, wurde ein junger Mann an den Strand von Mêlée IslandTM gespült. Sein Ziel: Er möchte ein Pirat werden. Dabei trifft er nicht nur die Liebe seines Lebens sondern auch spektrale Seeräuber, Männer von niedriger Moral, vegetarische Kannibalen und schmierige Gebrauchtschiffsverkäufer.

Um ein mächtiger Pirat zu werden muss Guybrush nicht nur Schätze finden und Häuser plündern können, sondern auch sein Fähigkeiten mit dem Schwert beweisen. Dies hat allerdings nicht - wie uns von Hollywood immer vorgegaukelt wird - mit Beinarbeit oder Talent zu tun. Hier kommen die für die Serie typischen Beleidigungskämpfe zum ersten Mal ins Spiel. Denn wer sich mit dem Schwertmeister von Mêlée IslandTM anlegen will, der muss vor allem die passenden Sprüche im Gepäck haben. Auf z.B. den Spruch „I once had a dog who was smarter than you.“, lautet die passende Antwort natürlich „He must have taught you everything you know.“ und so arbeitet man sich Stück für Stück durch eine Horde fieser Freibeuter.


Wenn man nicht grade in Schwertkämpfe verstrickt ist, wird klassische Point & Click Kost geboten. Multiple Choice Dialoge und diverse Rätsel, die mit Hilfe eines simplen Verb-Menüs bedient werden: Rede-mit-Pirat, gib-Banane-an-Affe, benutze-Schlüssel-mit-riesigem-Affenohr, das Übliche halt.
Da die Xbox 360 schändlicherweise über keine Maus verfügt, muss man eben mit dem Analogstick vorlieb nehmen. Dies funktioniert eigentlich so gut es geht, wer möchte kann sich den Titel natürlich auch gerne für den PC besorgen. So arbeitet sich Guybrush über 2 Inseln auf der Jagd nach dem gefürchteten Geisterpiraten LeChuck und seinen leblosen Lakaien, um schließlich auf der geheimnisvollen Insel Monkey IslandTM zu stranden.


„Kuck mal hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe!“

Obwohl das Spiel immer noch auf der altbekannten SCUMM-Engine basiert (Script Creation Utility for Maniac Mansion), brauch sich das Spiel nicht zu verstecken. Die Welt und die Charaktere sind alle wundervoll animiert und alles wird komplett im Breitbildformat präsentiert. Das Einzige was mir weniger gefallen hat, war Guybrush selbst, dessen Gesicht in einigen Situationen seltsamerweise einfach nur weiß aussieht und LeChuck, dessen Ektoplasmaspuren nicht wirklich zum Rest passen.


Die altbekannten Melodien werden durch neu eingespielte Instrumentalmusik revitalisiert und jede einzelne Zeile Text aus dem Original vertont, die drei Hauptcharaktere sogar von ihren bereits bekannten Sprechern aus The Curse of Monkey Island, dem dritten Teil der Adventure-Saga. Eine deutsche Sprachausgabe ist nicht vorhanden, wer es braucht kann aber deutsche Untertitel einschalten, auch wenn die übersetzten Texte oft nicht ganz so geistreich sind.
Für jeden, dem aber instrumentale Musik, vertonte Dialoge und die schicke neue Grafik ein Dorn in Auge und Ohr sind, der kann mit einem simplen Druck auf die „back“-Taste das Spiel zu jedem beliebigem Zeitpunkt in seinen verpixelten Urzustand von vor 19 Jahren zurückversetzen und der Musik in glorreicher Midi-Qualität lauschen.


Eine akkurate Angabe zur Spielzeit kann ich euch nicht geben, denn ich kannte fast alle Rätsel noch auswendig. Falls Ihr aber mal nicht weiterkommen solltet, könnt Ihr euch mit einem Druck auf die X-Taste jederzeit einen kleinen Tipp abholen und wenn der nicht reicht, fragt noch zweimal und das Spiel zeigt euch sogar die Richtung an. Aber selbst wenn Ihr euch durch jede einzelne Kopfnuss mogelt, überzeugt der Titel immer noch durch seinen simplen Charme und clevere Dialoge.



Letztlich gibt es nur noch eines zu diesem Spiel zu sagen: Es gibt 2 Sorten von Menschen. Die, die The Secret of Monkey Island schon gespielt haben und die, die es noch nicht getan haben. Jeder der es schon mal gespielt hat, wird wissen ob er die 10 "Pieces of Eight" für das selbe Spiel mit neuem Anstrich bezahlen will. Und diejenigen, die es noch nicht gespielt haben...Warum sitzt Ihr noch hier? Geht Monkey Island spielen!!! Ihr werdet es nicht bereuen.


The Secret of Monkey Island – Special Edition gibt es für 800 Punkte auf Xbox Live oder bei Steam.