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WIE WIRD MAN ZUM AMOKLÄUFER?

Gesellschaft gepostet von Lyc am 10.10.2009 um 17:36 Uhr
 
Dieser sehr umstrittenen Frage stellte sich US-Psychologe Peter Langman in einer ausführlichen Untersuchung von zehn Fällen, in denen ein Jugendlicher zur Waffe griff, um Amok zu laufen. Nun veröffentlichte Spiegel Online ein Interview mit Langman, dessen Ergebnisse sich augenscheinlich deutlich differenzierter darstellen, als das, was Pfeiffer und Co. hierzulande so vom Stapel lassen.

Langman wehrt sich vehement gegen die zahlreichen Klischees, die sich im Laufe der Debatte um die Ursachen für Amokläufe zur allgemeinen Meinung entwickelt haben. Amokläufer seien weder immer sozial isolierte Kellerkinder, noch zu keiner Beziehung fähig und ebenso keine Opfer permanenten Mobbings. Stattdessen seien die Täter meist in vielerlei Hinsicht psychisch stark vorbelastet, um nicht zu sagen sehr kranke, junge Menschen:

"Eric Harris etwa war durchaus beliebt, elf Tage vor der Tat hatten ihn Freunde eingeladen, um seinen 18. Geburtstag zu feiern. Natürlich wurde er geärgert, aber das wurden andere auch. Rache scheidet als Motiv aus, denn er tötete wahllos. Ein anderer, Kip Kinkel, ermordete im Alter von 15 Jahren zuerst seine Eltern, kannte aber seine weiteren Opfer in Springfield nicht. 1998 erschoss er an der Thurston High School zwei Schüler und verwundete weitere 21, die ihm nichts getan hatten. Diese Schüler-Amokläufer waren geistig krank - psychopathisch, psychotisch oder traumatisiert."

Im Falle von Kipland Philip "Kip" Kinkel redet Langman sogar davon, dass dieser Stimmen hörte, die ihm befahlen, er müsse sich und andere töten. Ausserdem glaubte Kinkel daran, dass die US-Regierung Menschen Chips zu Überwachung ins Hirn pflanze.

Im Folgenden fährt Langman fort, düstere Beispiele psychischer Vorbelastungen aufzuführen, die hinter den Täter standen. Er zeichnet ein Bild schwer gestörter Persönlichkeiten, dass sich bei Weitem nicht ursächlich auf wenige Faktoren eingrenzen lässt, wie es - besonders im Rahmen der Killerspiel-Debatte und des Waffenverbots - immer wieder gern versucht wurde.

"Jeffrey Weise beispielsweise erschoss 2005 als 16-Jähriger an der Red Lake High School neun Menschen und dann sich selbst. Er wohnte abwechselnd bei mehreren Verwandten, seine Mutter kam immer wieder wegen Trunkenheit am Steuer ins Gefängnis. Mit acht Jahren erlebte er, wie sein Vater bei einer Schießerei mit der Polizei starb. An der Schießerei war auch Jeffreys Großvater beteiligt - auf der anderen Seite, als Polizist. Seine Mutter misshandelte Jeffrey schwer. Dieser Junge kannte keine Geborgenheit. Er war später depressiv, unternahm Selbstmordversuche, ritzte sich die Arme auf. Er empfand sein Leben als einzigen Schmerz."

Ausserdem erklärt Langman, warum Täter zwar vorwiegend, aber nicht zwingend, männlich seien, und warum sie so oft von Herrscherfiguren wie Adolf Hitler magisch angezogen würden. Und auch auf die Debatte rund um mediale Gewalt und die sogenannten Killerspiele wird eingegangen:

"Millionen von Teenagern beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit Computerspielen und sind harmlos. Natürlich war jemand wie Eric Harris von gewalttätigen Spielen fasziniert, er liebte "Doom", aber auch brutale Filme. Das war indes nicht die Ursache, sondern Folge seiner Erkrankung. Wären diese Filme oder Spiele verboten, würden potentielle Amokläufer auf andere Medien ausweichen, beispielsweise auf Bücher über Nazis."

Auch seien Überwachungsmaßnahmen wie Videokameras und Metalldetektoren im Falle von Amokläufern meist völlig zwecklos, da es Amokläufer ja explizit darauf anlegen würden im Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stehen.

Alles in allem ein mehr als interessantes Interview, das manchen selbsternannten Experten hierzulande nicht nur Lügen straft, sondern auch aussehen lässt wie einen Stammtisch-Philosophen. Hoffen wir, dass in Zukunft noch mehr Sprachrohre der Gesellschaft dem Beispiel von Langman folgen, und sich bemühen das Thema differenziert aufzuklären, statt politische Meinungsmache mit Themen zu betreiben, die bei Weitem Besseres verdient haben.

- Interview bei Spiegel Online
geschrieben von Lyc  

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08.09.2009 20:58 Uhr
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