Lang ist es her ... Vor rund 15 Jahren prophezeiten einige Internet-Vorreiter, die Zukunft der Heimcomputer so, dass diese nur noch minimal ausgerüstet wären und der Rest über das Internet ablaufen würde. Vor allem die Anschaffungskosten teurer Hard- und Software sollten so erheblich gesenkt werden. Geht es nach OnLive, könnte diese Vision zumindest für Gamer bald Realität werden ...

Dem Artikel auf Kotaku zur Folge ist die Idee zumindest für den Nutzer so einfach wie gewöhnliches Video on Demand. Gespielt wird auf dem heimischen PC, dem Netbook oder auch am TV.

Für das Spieleerlebnis am TV wird nur eine kleine schwarze Box, die OnLive MicroConsole, benötigt. In deren Inneren schlummert nicht viel mehr als die notwendige Hardware, um Eingaben per USB oder BlueTooth anzunehmen und gleichzeitig Bild- und Audiosignale wiederzugeben. Eine klassische 3D-Grafikkarte oder Festplatte sucht man hier vergebens, denn diese sind nicht vorhanden und auch nicht notwendig, dafür aber eine Internetverbindung mit möglichst kleinen Latenzzeiten und vorzugsweise mindestens 1,5 bis 5 MBit/s.

Das Grundprinzip ist schnell erklärt, nicht wirklich neu und trotzdem in der Art und Weise noch nicht dagewesen: Während die Eingaben des Spielers zum Server geschickt werden, sieht dieser das Spiel als komprimierten Videostream. Anders als bei klassischen Ansätzen, beispielsweise über diverse Fernwartungstools, versprechen die Betreiber hier allerdings ein perfektes Spieleerlebnis, auch mit den neuesten und aufwendigsten Shootern. Ruckler oder Lags soll es nicht geben. Um das sicherzustellen, sind mehrere über die gesamten USA verteilte Servercluster geplant, die den entsprechenden Bedarf decken sollen.



Als könnte es eigentlich besser nicht kommen, wurden auch bereits entsprechende Partnerschaften mit großen Publishern, wie Electronic Arts oder Ubisoft geschlossen. Aber auch kleine Eigenbrodler, wie beispielsweise 2D Boy, sind mit vertreten. Konsolentitel der 3 "Großen" darf man aber zumindest vorerst nicht erwarten: Weder Microsoft, noch Nintendo oder Sony sind im Augenblick am Projekt beteiligt. Auf der in dieser Woche stattfindenden GDC sind aber trotzdem bereits 16 verschiedene Spiele, darunter auch Crysis Wars, F.E.A.R. 2 und Burnout Paradise, spielbar. Auch die Kosten dürften sich später in Grenzen halten. Das Zahlungsmodell baut wahrscheinlich auf einem monatlichen Abo auf, dessen Kosten sich etwa im Rahmen von Microsofts Xbox Live bewegen sollen. Weitere Kosten entstehen nur, wenn man auch die kleine Gamingbox für den heimischen Fernseher erstehen möchte.




Eine hochauflösende Version des Interviews findet ihr bei GameTrailers.

Für den Spieler ergibt sich also eine Spieleflatrate, bei der die Hardware schon dabei ist - lohnenswert. Und wer gerne angibt, kann seine neuesten Erlebnisse auch gleich noch per "BragClip" auf die Community loslassen. Aber auch für die Hersteller und Publisher soll es sich lohnen, denn auch mit an Bord ist eine noch nicht näher beschriebene Anzahl an Systemen zur Erfassung und Auswertung des Spielverhaltens. Gefallen die Titel, wie intensiv und wie lange wird gespielt, wer interessiert sich für welches Genre, ... den einen oder anderen Aufschrei von Datenschützern könnte es mit Sicherheit auch noch geben.

Weitere Details zum Dienst dürften im Laufe des Tages auf der offiziellen Homepage von OnLive erscheinen. Der puren Vorfreude sollte man sich aber dennoch nicht hingeben: Der Dienst befindet sich im Augenblick noch in einer internen Betaphase. Eine öffentliche Beta ist für den Sommer geplant und der Dienst könnte dann im Herbst oder Winter diesen Jahres "OnLive" gehen. Ob es allerdings überhaupt eine Möglichkeit geben wird, von beispielsweise Deutschland aus sinnvoll zu spielen, ist derzeit noch offen.