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DAS NEUE HOLLYWOOD

gepostet von streitmonolog am 20.07.2008 um 23:59 Uhr
 
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Low-Budget-Produktionen kommen hier ohne berühmte Schauspieler, ohne Feuerwerke aus Spezialeffekten und ohne digitale Nachberarbeitung aus, aber sie werden zumindest nicht mit uralten schwarz-weiß Stummfilmkameras gedreht. Bei Spielen ist der unterschied Extrem, noch größer als der Unterschied zwischen dem neuesten Hollywood Spezialeffekt-Spektakel und besagtem schwarz-weiß Stummfilm. Ein großes Problem um hier abseits des Mainstreams auch Alternativen etablieren zu können.

Und der Mainstream wandelt sich. Gerade jetzt, zu dieser Zeit, hier und heute, ist er seinem vermutlich größten Wandel unterworfen, denn das Zielpublikum hat sich schlagartig verändert. Bis vor kurzem waren Spiele noch für junges bis jugendliches, überwiegend männliches Publikum ausgelegt. Doch nun fällt es den Publishern wie Schuppen von den Augen, dass diese Einschränkung auf ein so kleines Zielpublikum nicht mehr notwendig ist, das es inzwischen viel größere Absatzmärkte gibt, in denen weit größere Summen zu holen sind.

Die Sims
EA hat angeblich mit ihren Teilen von The Sims und den dazugehörigen Erweiterungen mehr Reingewinn erwirtschaftet, als mit allen anderen im gleichen Zeitrahmen erschienenen EA Spielen zusammengenommen. Die WII begründet ihren Erfolg einzig und allein auf ihre vergleichsweise einfach gestrickten Partygames, und ist sogar in Altersheimen der Renner! Sony konnte hier nur im Markt bleiben, weil sie dank ihrer Sing-Star und Guitar-Hero Spieleserien, auch ein viel breiteres Publikum ansprechen, als das typische Jugend-Computerspiel. Und sind wir uns ehrlich: Sogar Hersteller von Handy-Spielen haben einen viel größeren Absatzmarkt, als irgendeine Shooter-Schmiede.

Und dann ist da noch WoW... Blizzard war nicht dumm seinen Blick nach Asien zu lenken, wo MMOs bereits seit vielen Jahren ein Phänomen sind, das sich durch alle Gesellschafts- und Altersschichten zieht, und WoW baut extrem auf alle für Asia-MMOs typischen Konzepte auf: Bunte Grafik, Spielmechanik, niedrige Systemanforderungen, Timesink, Farming, Gruppenzwang, etc. Und all das wurde einfach nur an den westlichen Markt angepasst, und vor allem und in erster Linie tat Blizzard etwas, was kein asiatisches MMO jemals auf dem westlichen Markt getan hat: sie stellten eine gewaltige Marketing-Maschinerie auf die Beine: Plakate, TV-Spots, Webseiten, Exklusiv-Reviews in Spielemagazinen (mit gekaufter Wertung?), und so weiter und so fort. Und spätestens seit WoW weiß nun auch der letzte Manager von egal welchem Publisher, das man Computerspiele nicht nur an Schüler und Studenten verkaufen kann, sondern an Jedermann, vom Kind bis zum Opa, vom Arbeitslosen bis zum Banker, vom Schulabgänger bis zum dreifach-Doktor...

Und der Mainstream der Spielewelt ist leicht zu lenken. Während man im Musikbereich doch kaum darum hinweg kommt auch mal einen alten Klassiker zu hören zu bekommen, und zumindest ein wenig etwas über die Roots einer musikalischen Richtung zu wissen, und gewisse Künstler zu kennen, die hier einen ganz besonders prägenden und bleibenden Eindruck hinterlassen haben...
Während man im Filmbereich doch auch mal einen alten Film zu sehen bekommt, oder eine Neuverfilmung dazu anregt auch das Original zu sehen... Jüngere Filme-Liebhaber möglicherweise sogar auf den Geschmack kommen und sich reihenweise alte Klassiker reinziehen... Während bei der Musik und beim Film Vergleichsmaterial aus vergangenen Jahren erhalten bleibt und dazu dienen kann, sich einen Geschmack und ein umfassenderes Wissen zu bilden, ist das bei den Spielen schwer möglich.
Welcher junge Spieler tut sich schon die Mühe an, ein uraltes DOS-Spiel auf einem heutigen Rechner zu laufen zu bekommen? Mit Emulatoren und Geschwindigkeitsbremsen herumzuhantieren, um dann auf 320*200 Pixel spielen zu können... Das tun nur Leute welche diese Spiele damals noch miterlebt haben, und noch nostalgische Gefühle damit verbinden. Aber kein junger Spieler wird sich so jemals einen Überblick über die Entwicklung der Spiele machen, alte Konzepte mit neuen Vergleichen, sich eine differenziertere Vorstellung formen, oder sich einfach nur mal Gedanken darüber machen, ob das was gerade Modern und In und Mainstream ist, wirklich alles ist was es gibt, oder ob da draußen möglicherweise noch etwas anderes auch existiert. Mit diesem Tunnelblick ist man auf Gedeih und Verderb dem ausgeliefert, was man von der Industrie präsentiert bekommt, und bezüglich seiner „Spielbildung“ auf das angewiesen, was irgendwelche Zeitschriften schreiben und behaupten.

Damit gehören „wir“... damit gehöre ich (und alle die mit denselben Spielen aufgewachsen sind wie ich) zum alten Eisen. Wir, und die Art von Spielen die wir lieb(t)en, sind wieder eine nicht beachtete Randgruppe, doch im Gegensatz zu früher, wo diese unsere Randgruppe die einzige existierende Gruppe, und der einzige Markt für Spielehersteller war... sind wir jetzt dritte Klasse, einfach den Aufwand nicht mehr Wert. Gezielt nur für uns werden keine Spiele mehr hergestellt. Man versucht höchstens noch Spiele zu machen, die für uns „auch“ noch interessant sein könnten, solange das mit der Hauptzielgruppe, dem Mainstream irgendwie vereinbar ist. Aber im Zweifelsfalle wird man sich gegen uns entscheiden. Die Masse will Block-Buster... Chartshits... seichte Unterhaltung ohne viel dahinter.

Und genau das werden sie bekommen, immer mehr und immer mehr und immer mehr.

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geschrieben von streitmonolog  

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