Anfang Dezember des vergangenen Jahres präsentierten wir es euch bereits in einem kurzen Artikel zum Thema, doch weil wir so begeistert sind, wollen wir eins der schönsten Spiele des Jahres 2008 noch einmal mit einem umfangreichen Review würdigen. Denn eins ist klar: World of Goo lehrt die Konkurrenz das Staunen.


Goo ist kein Nischenprodukt!
Eins gleich vorweg, für alle, die es noch nicht gemerkt haben: Ja, World of Goo ist tatsächlich ein Independent Game, dass in der Mini-Firma 2D Boy von zwei mutigen Köpfen entwickelt wurde, und in eine reine 2D-Welt als Grundlage nutzt. Nein, es ist kein Remake eines Klassikers, und nein, auch kein Flash- und/oder Browsergame. Nein, World of Goo ist auch nicht kostenlos, und auch kein Produkt verzweifelter Ex-Programmierer, die zuviel Freizeit und Geld haben.

World of Goo ist ein vollwertiges Spiel, dass sich nicht nur mit einer 90% Wertung von PCGames schmücken darf, sondern auch mit einem satten ersten Platz in den Amazon.com Verkaufscharts der Puzzlespiele, mit einem 204ten Platz in der Kategorie Videospiele, einem ganzen Haufen an Preisen und Awards und dass bisher von eigentlich jedem, der es angespielt hat, als großartig, innovativ, und eben eines der besten Spiele 2008 bezeichnet wird.


Einfache Mittel, großartiges Ergebnis
Streng genommen haben die Entwickler den Traum eines jeden Gamers wahrgemacht: Sich mit seinem besten Freund hinzusetzen, und das Spiel seiner Träume zu entwickeln! Vermutlich kann das Spieleuniversum schon gar nicht mehr zählen, WIE viele kleine Teams schon kläglich an diesem Traum gescheitert sind, wie viele Ehen wegen derartiger Ambitionen über den Jordan gingen, und wie aussichtslos ein solches Projekt in 90% der Fälle ist.

Und auch World of Goo ist nicht ohne ein gutes Konzept so weit gekommen! Schließlich ist ein derartiges Projekt mehr als riskant. Aber die zwei sagten sich "Yes, we can!", schmissen eine liebevoll umgesetzte 2D-Optik, eine geniale Physik-Engine und einen Haufen lustiger Ideen in einen Topf, und heraus kam .. eine Menge Goo.


Was in Gottes Namen ist Goo?!
Goo, das ist die Substanz aus der die Bewohner der
World of Goo gemacht sind. Leuchtet ein, oder? Noch offensichtlicher zu erklären ist, dass man die Bewohner dieses seltsamen kleinen Planeten daher als Goos bezeichnet. Die Goos, das sind kleine, zum größten Teil amüsant mit zwei großen Augen in die Welt glubschende Bällchen aus einer Art klebrigem Glibber, der einem im Laufe des Spiels so richtig ans Herz wächst. Goos gibt es in den verschiedensten Formen: Da gibt es den kleinen, grauen "Normalo"-Goo, besonders flexible grüne Goos, Albino-Goos, Holz-Goos, rote Goos, die gern mal in die Luft gehen, und sogar Skelett-Goos, die völlig immun gegen jede physische Verletzung zu sein scheinen. Kurz: In der Welt von 2D Boy erwarten dich der wohl sympathischte Haufen Schleim, den die Spielewelt je gesehen hat!


Und was mach ich nun mit dem ganzen Goo?
Eigentlich ist alles so simpel: Ziel eines jeden Level von World of Goo ist es, durch geschicktes Zusammenkleben der Goos - unter gleichzeitiger Verwendung möglichst weniger derselbigen - ein Rohr zu erreichen, dass irgendwo in eins der großartig gestalteten Levels ragt.

Auf dem entstehenden Konstrukt wuseln nun alle noch nicht verbauten Goos umher, und schauen, ob man es bereits geschafft hat, das Rohr zu erreichen, denn durch dieses wollen sie ins nächste Level vorstoßen. Je schneller man dieses dann schließlich erreicht, und je weniger Goos man bei seiner Kleberei verwendet und / oder geopfert hat, desto mehr Punkte gibt es. Klingt fast zu einfach, oder?


Ganz schön ausgegoot!
Weit gefehlt! World of Goo ist teilweise alles andere als das kleine Entspannungsspiel für zwischendurch: Nicht nur dass das Klebekonstrukt aus den kleinen Goos dank der erwähnten Physik-Engine häufig ein Opfer der Schwerkraft wird, sondern auch zahlreiche Hindernisse, Feuer, schwankende Plattformen und nahezu unüberwindbare Abgründe versperren einem den Weg zum Rohr der Freiheit. Und das kostet einen beizeiten durchaus das ein oder andere graue Haar.

Oder habt ihr schon einmal versucht ein Gerüst, das sich nur mit ein paar Luftballons wackelnd und schwankend über dem brennenden Boden hält um das Doppelte zu verlängern?


The Goo-Story
Wer nun glaubt World of Goo sei nichts anderes als eine Anhäufung von Mini-Levels auf der Basis eines raffinierten Geschicklichkeitsspiels, der hat einerseits Recht, und kennt andererseits doch nur die halbe Wahrheit: Den ja, es gibt satte 5 Kapitel, mit jeweils einem ganzen Haufen Level, aber - man glaubt es kaum - World of Goo glänzt mit einer erstklassigen Story, einem ganzen Haufen Humor, stilistisch und inhaltlich grandiosen Mini-Cutscenes und das alles kommentiert vom ominösen "Sign Painter", der einem in jedem Level mindestens ein mit seinen teils hilfreichen, teils Wirren Gedanken hinterlassen hat.

Zusammengefasst: Wen das Spielsystem nicht schon völlig in seinen Bann geschlagen, wird spätestens dank der liebevollen Umsetzung desselben überzeugt. In World of Goo steckt allem Anschein nach so viel mehr Liebe zum Detail und zur eigenen Welt, das man sich fragt, was all die Entwickler heutiger Blockbuster-Titel eigentlich mit dem ganzen Budget veranstalten, das ihnen zur Verfügung steht. Den eins steht fest: Kaum ein anderes Spiel seit der Jahrtausendwende ist so erstklassig zuende gedacht und perfektioniert wie dieses Kleinod, mit dem vor der Demo
so gar keiner gerechnet hatte.


Der "fast schon ein Multiplayer"-Modus
Wer sich durch die gesamte Story und damit durch alle Levels geglibbert hat, ist aber immer noch nicht am Ende seiner Spielerfahrung in der World of Goo angekommen: Als zusätzliches Gimmick gibt es ein jederzeit betretbares Bonus-Level, in dem man mit allen Goo-Spielern weltweit um die Wette den höchsten Goo-Turm aller Zeiten baut! Man selbst hat hierbei alle aus den Levels geretteten Goos zu Verfügung, während die anderen Spieler in Form von Wolken repräsentiert werden, die in der Höhe ihres jeweiligen Goo-Turms an einem vorbeischweben. So ergibt sich nicht nur so etwas wie ein kleiner Multiplayer-Modus, sondern auch eine Langzeitmotivation nebst Wiederspielbarkeit: Wer einen besonders hohen Turm bauen will, braucht viele Goos, und die kriegt man nur zusammen, in dem man die Level noch einmal spielt, und versucht noch mehr Goos zu retten als beim ersten Mal.


Wer braucht schon einen Kopierschutz?
Zum Schluß bietet uns World of Goo noch etwas, das so mutig und innovativ ist, das man es kaum glauben mag: Das Spiel hat keinerlei, gar keinen, null Kopierschutz! Echt! Ja, ihr hört richtig. Und ja, das heißt, dass man World of Goo frei durch die Gegend kopieren kann, wie man will, und das ohne irgendwelche Einschränkungen. Warum dieser Schritt? Lebensmüde Entwickler, zu geringes Budget, oder einfach nur verfrühter Wahnsinn in Anbetracht der SecuRom-Debatte rund um EA? Nichts dergleichen: In ihren Blog plaudern 2D Boy freimütig darüber, warum sie sich in letzter Minute komplett gegen jeden Kopierschutz entschieden haben.

Das Team möchte mit diesem gewagten Schritt beweisen, dass ein Kopierschutz ohnehin kaum etwas bringt. These: Spieler, die sich das Spiel illegal besorgen, würden es ohenhin nicht kaufen, und der Anteil an Raubkopien im Verhältnis zu den verkauften Spielen wird von Kopier-
schutz nicht gesenkt, sondern dank nerviger Probleme für legale Käufer sogar erhöht! "Was?! Das haben Entwickler gesagt, und nicht die Spieler!?" mag jetzt manch einem von euch durch den Kopf schießen. Ja, das waren die Entwickler. Wie es scheint haben 2D Boy die Zeichen der Zeit erkannt, und stellen sich tapfer dem Urteil der Zockergemeinschaft. Ob ihr kauft oder nicht ist nur euch überlassen. Und bisher macht sich diese Herangehens- weise bezahlt: 2D Boy schlägt nicht nur überschwengliches Lob der Spieler entgegen, sondern auch eine Statistik, die ihre These bestätigt. Der Anteil der Raubkopien von Goo ist tatsächlich nicht höher, als bei Spielen, die z.B. mit SecuRom gesichert sind. Im Gegenteil: Viele kopieren das Spiel sogar bewusst nicht, um die mutige Einstellung der Entwickler zu unterstützen. Und genau hier möchte sich GAMERSUNITY von ganzem Herzen anschließen: Kauft World of Goo! Und lasst es auch eure Freunde kaufen, wenn es ihnen gefällt! Bleibt legal und unterstützt diese mutigen Jungs, die den Großkonzernen zeigen, dass es
auch anders geht!



Fazit:
World of Goo vereint eine super Idee mit einer liebevollen Umsetzung, ausgereifter Technik, schönem Design und einem absolut gefährlichen Suchtfaktor. Das Ganze wird untermalt von viel Humor, einer putzigen Story und vielen, kranken Ideen, denen man im Spielverlauf begegnet. Rechnet man dann zusätzlich mit in die Wertung, dass World of Goo auch noch das Experiment "Ohne Kopierschutz geht es auch!" wagt, weiß man schon fast nichts mehr, was man überhaupt an diesem Game kritisieren soll. Ganz im Ernst und unter uns: Das ist das erste Mal seit sehr langer Zeit, das mir zu einem Spiel so gar keine negativen Punkte einfallen, ausser, das es vielleicht nicht jedermanns Sache ist. World of Goo ist ein Pflichtkauf, und wer es noch nicht kennt wird hiermit von mir dazu genötigt die Demo anzuzocken: Los, runterladen, sonst komm ich vorbei und zünde eure Haustiere an!


- Download: World of Goo Demoversion

- Blog/Website der Entwickler von 2D Boy


P.S.: Gewöhnt euch nicht zu sehr an die knuffige Welt der Goos, denn in Kapitel 4 ändert sich das Antlitz der Welt grundlegend! Aber das werdet ihr ja bald selbst sehen ... ;)


P.P.S.: Achja, wer immer noch nicht überzeugt ist, sollte sich unbedingt diesen Trailer ansehen: