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Acht Jahre ist es her, seit dem Meisterdieb Sly Cooper und seine Gang zum letzten mal auf Beutezug waren. Sly Cooper: Jagd durch die Zeit ist das erste neue Spiel der Reihe, das nicht von Serienschöpfer Sucker Punch entwickelt wurde. Ob Sanzaru Games das Zeug hat, den Waschbären in die nächste Generation zu befördern?
Die Sly-Spiele liegen mir sehr am Herzen. Der erste Teil war ein lineares, aber cleveres Jump’n Run mit Stealth Elementen. In den späteren Spielen bekam Sly Unterstützung von seinen Partnern und jede Mission wurde zu einem tierischen “Heist”-Movie á la Ocean’s 11. Es galt Locations zu erforschen, einen Diebstahl zu planen und dann auszuführen. Der neuste Teil versucht sich erneut an dieser Formel.
Am Ende von Sly 3 hatte eigentlich jeder was er wollte. Die Gang war stinkreich und jeder fing ein neues Leben an. Und Sly kam endlich mit Interpol Inspektorin Carmelita Fox zusammen, auch wenn er ihr dafür vortäuschen musste, an Amnesie zu leiden. Ich schreibe diese Zusammenfassung hier nicht aus Jux. Die Story der Sly Trilogie brennt vielleicht keine Städte nieder, aber sie stiehlt euer Herz. Sly 3: Honor among Thieves hatte ein bittersüßes Ende. Natürlich wollte man mehr Abenteuer mit der Cooper Gang erleben, aber dafür Slys wohlverdientes Happy End zunichte machen...
In Jagd durch die Zeit hat der Waschbär Langfinger aber ganz andere Probleme als eine potentiell rachsüchtige Füchsin. Aus dem Thievius Raccoonus, das Buch in dem der Cooper Clan seit Generationen die Feinheiten der Diebeskunst niederschreibt, verschwinden Seiten. Dafür gibt es nur eine Erklärung. Ein fieser Schurke spielt mit der Zeitlinie. Glücklicherweise hat Slys Freund Bentley erst kürzlich seine eigene Zeitmaschine fertig gebaut und das Team macht sich auf den Weg, die Zeitlinie wieder zu richten.
Auch wenn Zeitreisen eine ganze Ecke fantastischer sind als das was wir in den bisherigen Sly Spielen gesehen haben, so sind sie für diese Serie doch das ideale Set-Up. Sie ermöglichen erneut eine Vielzahl an farbenfrohen und exotischen Schauplätzen für die kleptomanischen Eskapaden, von denen einige zum Glück noch gar nicht in den Trailern gespoilert wurden.
Außerdem war das Vermächtnis von Slys Ahnen schon immer ein zentraler Dreh- und Angelpunkt für die Serie und es war nur eine Frage der Zeit (pun intended), bis wir ihnen persönlich begegnen würden.
Aber genug von der Story, Sly ist (leider) kein Cartoon, sondern ein Videospiel. Was kann also das Gameplay?
Wie schon in den beiden Vorgängern spielt ihr sowohl Sly, als auch seine Freunde Bentley, die Schildkröte im Rollstuhl und Murray das Nilpferd. Hinzu kommen die verschiedenen Coopers die sich euch im Kampf anschließen, wie z.B. den Ninja Meister Rioichi Cooper im alten Japan. Mit den Coopers macht das Spielen am meisten Spaß. Sie können über Seile klettern, an Regenrinnen und Laternen emporklettern und mit dem patentierten Cooper Spire Jump sogar auf in Holzpfosten steckenden Shurikens balancieren.
All diese Skills sowie Slys spezielle Kostüme sind essentiell um die Level zu erforschen und die unzähligen Collectibles zu sammeln. Das Klettern funktioniert dabei genau so wie früher. Mit der X-Taste wird gesprungen und mit der Quadrat-Taste mit dem nächsten interaktiven Objekt wie Seilen oder Haken interagiert. Dadurch sind die Klettereinlagen alle sehr kontext-abhängig. Es wirkt schon ein bisschen merkwürdig, wenn Sly an einem Laternenmast empor klettert, oben angekommen aber erst abspringen muss um dann auf der Spitze zu landen.Ihr könnt euch nicht an Kanten festhalten oder an Vorsprüngen entlang klettern, sondern immer nur an den dafür designierten Stellen. So war das auch in den alten Spielen. Nur gab es seit dem so viel bessere Spiele. Gerade Sucker Punch selbst hat es mit InFamous vorgemacht. Auch Assassin’s Creed würde sich zum Vergleich anbieten. Slys Kraxelei, so stylisch sie auch manchmal sein mag, ist heutzutage einfach ärgerlich unflexibel.
Übernehmt ihr die Kontrolle von Slys Kollegen bremst das Spiel massiv ab. Bentley kann mit seinem Rollstuhl zwar kurzzeitig fliegen, aber ohne Zugang zu bekletterbaren Objekten ist seine und Murrays Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Das sind aber natürlich auch nicht ihre Spezielgebiete. Murray ist der Heavy der Gruppe und muss sich regelmäßig in Keilereien mit mehreren Gegnern beweisen. Dabei spielt er sich allerdings leider wie... naja, ein Nilpferd. Es gibt eine handvoll Special Moves, aber nur die wenigsten davon scheinen wirklich effektiv oder machen merklich mehr Schaden als die Standardangriffe. Ausweichen oder Blocken ist nicht drin.
Bentley kümmert sich primär um das Hacken diverser Computersysteme. Moment. Hacken? Computer? Ich dachte die reisen in die Vergangenheit! Ja, denn Slys Gegner hat nicht nur seine eigenen Leute in die Vergangenheit geschickt um sich mit den Cooper Ahnen anzulegen, sondern sie auch mit moderner Ausrüstung ausgestattet. So kämpft ihr im Mittelalter gegen mechanische Ritter und müsst euch im alten Japan mit Laserfallen rumärgern. Das trübt die Atmosphäre etwas, aber nicht so sehr wie das Hacking an sich. In simplen Arcade-Spielen müsst ihr euch als ein Avatar von Bentley durch digitale Sicherheitssysteme kämpfen. Das funktioniert zwar ohne Probleme, wirklich Spaß hat man dabei aber nicht, da es in den jeweiligen Genres einfach zu viele Vertreter gibt die spielerisch und optisch interessanter sind und es reisst einen einfach aus dem restlichen Spielfluss raus.
Jede Episode bringt euch in eine neue Oberwelt von der aus ihr verschiedene Einzelmissionen startet. Diese sind deutlich größer als in den alten Teilen, was aber nicht zwingend gut ist, weil man leicht die Orientierung verliert.
Manche Missionen sind unfassbar witzig und treffen diesen unvergleichlichen Sly-Humor, wie z.B. eine Minispiel Trainings-Montage, in der ein faul gewordenes Teammitglied erstmal wieder in Form gebracht werden soll. Andere wiederum wirken unfassbar faul und zusammengeschustert, wie Carmelitas Third-Person-Shooting Einlagen. Hier fühlt sich das Spiel einfach ein bisschen zu sehr wie ein Playstation 2-Titel an, etwas grob und nicht sonderlich aufregend.
Natürlich gibt es auch einige Rythmusspiele, die aber nicht sonderlich gut inszeniert sind, da man der währenddessen ablaufenden Action nicht so gut folgen kann. Der finale Bosskampf ist nichts weiter als ein Quick Time Event und auch hier muss man sich so sehr auf die Anzeige konzentrieren, dass man der Action kaum folgen kann.
Auch der 4. Sly Teil bedient sich erneut einer sehr farbenfrohen Cartoon Optik und auch wenn die Charaktermodelle manchmal etwas merkwürdig aussehen, macht der Look eine Menge her. Außerdem gibt es in jeder Mission mehrere Trickfilmsequenzen, die nicht nur die Story voran treiben, sondern auch wirklich fantastisch aussehen.
Der Soundtrack unterstreicht die Atmosphäre sehr gut und sorgt mit an die Level angepassten Variationen des Sly-Themas immer wieder für Schmunzler.
Zwar leidet Jagd durch die Zeit unter einigen Gameplay Schwächen, macht das aber durch den typischen Sly-Charme wieder mehr als wett. Die Charaktere sind alle herrlich überdreht, besonders die verschiedenen Coopers sorgen konstant für Lacher. Die Bosse sind ebenfalls alle erneut ziemlich schräge Typen, auch wenn es ihnen ein bisschen an der Präsenz und dem Pathos von alten Widersachern mangelt. Die Story hat am Ende vielleicht nicht ganz den Wumms, den man sich gewünscht hätte, aber da hatte ich vielleicht einfach zu hohe Erwartungen. Muss aber sagen, so ein kleines bisschen stört es mich, dass wir nie in den Pelz eines weiblichen Coopers schlüpfen.
Der 4. Sly-Teil ist wirklich kein schlechtes Spiel, aber fast alles fühlt sich so ein bisschen komisch an. Man ist nie so perfekt im Flow drin, die Missionen sind nicht so schön miteinander verwoben, Story und Figuren wirken ein kleines bisschen weniger clever ausgearbeitet als früher und man hat den Eindruck, es steckt einfach nicht so viel Liebe drin, wie es bei Sucker Punch der Fall war. Sly Fans können es sich ansehen, sollten aber keine Wunder erwarten. Wenn ihr mit der Serie noch nicht vertraut seid, solltet ihr zuerst zur Sly HD Collection greifen.
7/10
Sly Cooper: Jagd durch die Zeit ist für Playstation 3 und PS Vita erhältlich. Beim Kauf der PS3 Fassung liegt ein Code für die Vita Version bei. Getestet wurde die Konsolenfassung.
Die Sly-Spiele liegen mir sehr am Herzen. Der erste Teil war ein lineares, aber cleveres Jump’n Run mit Stealth Elementen. In den späteren Spielen bekam Sly Unterstützung von seinen Partnern und jede Mission wurde zu einem tierischen “Heist”-Movie á la Ocean’s 11. Es galt Locations zu erforschen, einen Diebstahl zu planen und dann auszuführen. Der neuste Teil versucht sich erneut an dieser Formel.
Back in Time
In Jagd durch die Zeit hat der Waschbär Langfinger aber ganz andere Probleme als eine potentiell rachsüchtige Füchsin. Aus dem Thievius Raccoonus, das Buch in dem der Cooper Clan seit Generationen die Feinheiten der Diebeskunst niederschreibt, verschwinden Seiten. Dafür gibt es nur eine Erklärung. Ein fieser Schurke spielt mit der Zeitlinie. Glücklicherweise hat Slys Freund Bentley erst kürzlich seine eigene Zeitmaschine fertig gebaut und das Team macht sich auf den Weg, die Zeitlinie wieder zu richten.
Auch wenn Zeitreisen eine ganze Ecke fantastischer sind als das was wir in den bisherigen Sly Spielen gesehen haben, so sind sie für diese Serie doch das ideale Set-Up. Sie ermöglichen erneut eine Vielzahl an farbenfrohen und exotischen Schauplätzen für die kleptomanischen Eskapaden, von denen einige zum Glück noch gar nicht in den Trailern gespoilert wurden.
Außerdem war das Vermächtnis von Slys Ahnen schon immer ein zentraler Dreh- und Angelpunkt für die Serie und es war nur eine Frage der Zeit (pun intended), bis wir ihnen persönlich begegnen würden.
Familientreffen
Aber genug von der Story, Sly ist (leider) kein Cartoon, sondern ein Videospiel. Was kann also das Gameplay?
All diese Skills sowie Slys spezielle Kostüme sind essentiell um die Level zu erforschen und die unzähligen Collectibles zu sammeln. Das Klettern funktioniert dabei genau so wie früher. Mit der X-Taste wird gesprungen und mit der Quadrat-Taste mit dem nächsten interaktiven Objekt wie Seilen oder Haken interagiert. Dadurch sind die Klettereinlagen alle sehr kontext-abhängig. Es wirkt schon ein bisschen merkwürdig, wenn Sly an einem Laternenmast empor klettert, oben angekommen aber erst abspringen muss um dann auf der Spitze zu landen.Ihr könnt euch nicht an Kanten festhalten oder an Vorsprüngen entlang klettern, sondern immer nur an den dafür designierten Stellen. So war das auch in den alten Spielen. Nur gab es seit dem so viel bessere Spiele. Gerade Sucker Punch selbst hat es mit InFamous vorgemacht. Auch Assassin’s Creed würde sich zum Vergleich anbieten. Slys Kraxelei, so stylisch sie auch manchmal sein mag, ist heutzutage einfach ärgerlich unflexibel.
Übernehmt ihr die Kontrolle von Slys Kollegen bremst das Spiel massiv ab. Bentley kann mit seinem Rollstuhl zwar kurzzeitig fliegen, aber ohne Zugang zu bekletterbaren Objekten ist seine und Murrays Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Das sind aber natürlich auch nicht ihre Spezielgebiete. Murray ist der Heavy der Gruppe und muss sich regelmäßig in Keilereien mit mehreren Gegnern beweisen. Dabei spielt er sich allerdings leider wie... naja, ein Nilpferd. Es gibt eine handvoll Special Moves, aber nur die wenigsten davon scheinen wirklich effektiv oder machen merklich mehr Schaden als die Standardangriffe. Ausweichen oder Blocken ist nicht drin.
Bentley kümmert sich primär um das Hacken diverser Computersysteme. Moment. Hacken? Computer? Ich dachte die reisen in die Vergangenheit! Ja, denn Slys Gegner hat nicht nur seine eigenen Leute in die Vergangenheit geschickt um sich mit den Cooper Ahnen anzulegen, sondern sie auch mit moderner Ausrüstung ausgestattet. So kämpft ihr im Mittelalter gegen mechanische Ritter und müsst euch im alten Japan mit Laserfallen rumärgern. Das trübt die Atmosphäre etwas, aber nicht so sehr wie das Hacking an sich. In simplen Arcade-Spielen müsst ihr euch als ein Avatar von Bentley durch digitale Sicherheitssysteme kämpfen. Das funktioniert zwar ohne Probleme, wirklich Spaß hat man dabei aber nicht, da es in den jeweiligen Genres einfach zu viele Vertreter gibt die spielerisch und optisch interessanter sind und es reisst einen einfach aus dem restlichen Spielfluss raus.
Jede Episode bringt euch in eine neue Oberwelt von der aus ihr verschiedene Einzelmissionen startet. Diese sind deutlich größer als in den alten Teilen, was aber nicht zwingend gut ist, weil man leicht die Orientierung verliert.
Natürlich gibt es auch einige Rythmusspiele, die aber nicht sonderlich gut inszeniert sind, da man der währenddessen ablaufenden Action nicht so gut folgen kann. Der finale Bosskampf ist nichts weiter als ein Quick Time Event und auch hier muss man sich so sehr auf die Anzeige konzentrieren, dass man der Action kaum folgen kann.
Wie ein Cartoon
Auch der 4. Sly Teil bedient sich erneut einer sehr farbenfrohen Cartoon Optik und auch wenn die Charaktermodelle manchmal etwas merkwürdig aussehen, macht der Look eine Menge her. Außerdem gibt es in jeder Mission mehrere Trickfilmsequenzen, die nicht nur die Story voran treiben, sondern auch wirklich fantastisch aussehen.
Der Soundtrack unterstreicht die Atmosphäre sehr gut und sorgt mit an die Level angepassten Variationen des Sly-Themas immer wieder für Schmunzler.
Die Zeit(reise) wert?
Wie viel Spaß ihr mit Sly Cooper: Jagd durch die Zeit haben werdet, hängt davon ab, mit welchen Erwartungen ihr an dieses Spiel heran geht. Es ist leider nicht die Next-Gen Weiterentwicklung die die Serie verdient hätte. Ich hätte mir gewünscht, dass Sanzaru Sly in die nächste Generation bringt, anstatt einfach nur auf etablierten Mechaniken sitzen zu bleiben. Es funktioniert im großen und ganzen alles sehr gut, schafft es aber leider nie ganz, die Qualität der Vorgänger zu erreichen oder gar zu übertreffen.
Der 4. Sly-Teil ist wirklich kein schlechtes Spiel, aber fast alles fühlt sich so ein bisschen komisch an. Man ist nie so perfekt im Flow drin, die Missionen sind nicht so schön miteinander verwoben, Story und Figuren wirken ein kleines bisschen weniger clever ausgearbeitet als früher und man hat den Eindruck, es steckt einfach nicht so viel Liebe drin, wie es bei Sucker Punch der Fall war. Sly Fans können es sich ansehen, sollten aber keine Wunder erwarten. Wenn ihr mit der Serie noch nicht vertraut seid, solltet ihr zuerst zur Sly HD Collection greifen.
7/10
Sly Cooper: Jagd durch die Zeit ist für Playstation 3 und PS Vita erhältlich. Beim Kauf der PS3 Fassung liegt ein Code für die Vita Version bei. Getestet wurde die Konsolenfassung.
geschrieben von Green Ninja