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E3 2008 - DAS ENDE DER MESSEKULTUR?

Kolumne gepostet von Bob_ROss am 26.07.2008 um 15:49 Uhr
 
"Babes, Games und Entertainment im großen Stil". Das waren immer die Schlagworte der populärsten Spielemesse der Welt, E3. Alle Größen der Branche waren vertreten und Publisher wie Vivendi und Activision präsentierten stolz ihre Neuheiten. Im letzten Jahr kam es dann zur Umstrukturierung der Messe und der Glamour verschwand.

E3 2008
Was haben wir über die vielen Jahre nicht alles mit der E3 erleben dürfen. Entwickler, die bis zum Messebeginn keiner kannte avancierten über Nacht zu Stars, neue Studios wurden geboren und zeigten künftige Highlights, die über Jahre von Interesse waren. Das alles unter den imposanten Dächern des Los Angeles Convention Centers und den Augen begeisterter Besucher. Die Medienwelt stand in den Messewochen der Electronic Entertainment Expo Kopf und es hagelte am laufenden Band Neuankündigungen, Trailer, Screenshots und Live-Berichte. Ausnahmezustand und Überstunden für Redakteure und Journalisten aus aller Welt. Ein wenig schafften diese es aber, den Zauber der Messe zu uns nach Hause zu bringen. Wir schauten stets gespannt nach L.A. denn zu keiner Zeit des Jahres gab es mehr Neuigkeiten aus der Spieleszene zu berichten, wie während der E3.

Geschichte einer Messe-Legende
E3 Messe Babes
Erstmals wurde die Electronic Entertainment Expo im Mai 1995 von der heutigen Entertainment Software Association (kurz ESA) veranstaltet. Sie wurde zusammen mit einer neuen Konsolengeneration geboren und drehte sich um Neuheiten wie den Sega Saturn, Nintendo N64 und die Sony Playstaion. Vertreter dieser großen Unternehmen waren die Hauptredner der ersten E3. In den folgenden Jahren zählten unter anderem die Premiere von Starcraft und die ersten Eindrücke der Unreal-Engine zu den Highlights, die später als Meilensteine der Spielegeschichte gelten sollten.

1997/98 fand die E3 in Atlanta statt. Diese beiden Jahre sind wohl die wichtigsten Jahre für die modernen Shooter gewesen. Spiele wie Half-Life, Unreal, Daikatana, Prey, Quake 2 und Jedi Knight 2 wurden auf der E3 enthüllt und das erste Mal der Öffentlichkeit gezeigt. Außerdem tauchte das mittlerweile zum Running Gag mutierte Shooter-Projekt Duke Nukem Forever auf, welches sich angeblich noch immer in Entwicklung befindet.

Mit steigender Popularität kamen neben der Fachpresse und den Branchenvertretern auch immer mehr Besucher zur Messe. 2006 waren 60.000 private Besucher gekommen und die Kosten der Messe stiegen gewaltig an. Allein Sega hatte im Rekordjahr 2005 Ausgaben von circa 5 Millionen US-Dollar. Dass in diesem Zustand die Messe nicht haltbar war, war selbsterklärend. Viel zu spät wurde über Schritte nachgedacht, die E3, welche eine regelrechte Eigendynamik entwickelt hatte, zu sanieren.

E3 Sony
Doch die E3 hatte ihren Zenit längst überschritten und die goldenen Jahre waren vorbei. Die Neustrukturierung sollte der aufgeblähten Messe, deren Kosten selbst das Budget der großen Publisher sprengte, wieder auf die Beine helfen. Doch wer wollte nach all den Jahren des Trubels und der Volksfeststimmung eine Messe hinter verschlossenen Türen? Die Besucherzahl wurde auf 5000 limitiert und internationale Journalisten blieben nun häufig außen vor, während Einzelhändler gar keine Chance auf ein Ticket bekamen. Die großen Publisher begrüßten die 2007 vollzogene Verlegung der Messe nach Santa Monica, doch der Zeitraum, Mitte Juli sei vielen zu spät für ernsthafte Neuankündigungen auf der E3, die von nun an als "E3 Media and Business Summit" bekannt war.

Ganz unten angekommen
In diesem Jahr erreichte die Messekultur ihren vorläufigen Tiefpunkt. So verzichteten einige Publisher auf die Teilnahme und all die Hoffnungsträger der Spielewelt fehlten: Diablo 3, Starcraft 2, World of Warcraft, Alan Wake… - eine lange Liste die sich beliebig fortsetzen ließe. Nintendo, Sony und Microsoft gaben lediglich eine lauwarme Pressekonferenz statt einem Feuerwerk neuer Bilder und Videos wie in den Jahren zuvor. Kritische Töne hörte man aus allen Ecken. So sagte Ubisoft-Manager Alain Corre: "Wir fordern einen Zeitraum im Juli und eine Messe im größeren Format". Man wolle aber dennoch auf Publikum verzichten, da die privaten Besucher "nur Lärm und Kosten erzeugen und weniger Zeit bleibt die Spiele auszuprobieren". Das Konzept ist wohl ein anderes als das der Games Convention. Bei den Fans kommt das natürlich nicht gut an und dies zeigt sich durch deutlich weniger Interesse der Medien und deren Konsumenten.

Electronic Arts-Chef John Riccitiello fand eine noch treffendere Formulierung:

Electronic Arts - Chef John Riccitiello
"Ich hasse die E3 in dieser Form. […] Entweder wir gehen zur alten E3 zurück, oder wir machen in Zukunft unsere eigenen Events […] Die E3 war schrecklich dieses Jahr. Früher kam die ganze Welt zur E3. Nun ist es eher eine Handwerker-Show im Kellergeschoss."

Deutliche Worte die vielen Journalisten aus der Seele sprechen. Und Riccitiello hat vollkommen recht: Die Hausmessen der Publisher, wie die Ubidays, Captivate, Blizzcon und Quakecon sind jetzt schon wichtiger als die E3.

Entwickler-Guru David Perry fand es in diesem Jahr sogar spannender die E3 von zu Hause aus zu verfolgen. Er sieht die Messe als gescheitert, wenn keine grundlegende Änderung kommt:

David Perry
"Das Konzept ist kaputt, es ist teuer, die Botschaften sind verwässert, die Kunden werden ignoriert, die Ticketpolitik ist dumm und wenn nicht die gesamte Branche (weltweit) teilnimmt, ist es auch nicht wirklich real. […] Ich habe früher Investoren auf die E3 gebracht, um sie von der Spielebranche zu begeistern, was auch immer funktioniert hat. Jetzt ist es nur noch eine Peinlichkeit."

Wenn ein Urgestein wie Perry, der wegweißend für die ganze Branche war, solche Aussagen macht, dann dauert es nicht mehr lange, dass auch die Kleinen nachziehen und ihrem Ärger Luft machen. In der Öffentlichkeit kam die E3 2008 also alles andere als gut an und die Zeichen stehen durch die Aussagen von EA, Ubisoft und Activision-Vivendi erneut auf Konfrontation. Gibt es nach zwei Jahren also wieder einen Systemwechsel? Wahrscheinlich - denn der Kurs der momentan gefahren wird gefällt keinem der Beteiligten.

Wie sieht also die Zukunft der E3 aus?
Düster, denn der Trend zeigt deutlich nach unten und es ist kaum zu erwarten, dass mit ähnlichen Konditionen wie sie dieses Jahr herrschten, in den kommenden Jahren eine Besserung einsetzen wird. Die Konkurrenz ist groß und das Kapital der Entwickler begrenzt. Doch die Geschichte wird auch Sieger hervorbringen: Ähnlich große Messen, wie die Tokyo Game Show und die Games Convention in Leipzig, werden den Führungsanspruch der Spielemessen unter sich ausmachen und die Publisher-Messen werden weiter an Bedeutung gewinnen.

Die Leidtragenden sind letztlich die Fans, die diesen Sommer nichts Neues über einige ihrer Lieblinge lesen konnten. Nichts vom Glanz der vergangenen Jahre war zu sehen. Völlig gefühllos, ja gar leblos präsentierte sich die Veranstaltung. Der Traum einer Entwickler-Messe mit allen Branchenvertretern unter einem Dach – geplatzt. Ausgeschlossen, dass die E3 Media & Business Summit unter diesen Umständen zur alten Bedeutung findet. Wir müssen uns wohl oder übel darauf einstellen, dass wir einen Höhepunkt im Gamer-Kalender streichen werden müssen. Bleibt zu hoffen, dass sich andere Spielemessen das Schicksal der E3 zu Herzen nehmen und ähnliche Fehler vermeiden.

geschrieben von Bob_ROss  

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