„Trine“, ein weiteres Spiel, das uns aus der immer weiter wachsenden Indie-Entwicklergemeinde erreicht. Ausgezeichnet mit dem E3’09 Editors Choice Award in der Sparte „Best Downloadable Game“ beweist es uns ein weiteres Mal, dass es auch kleinere Entwicklerstudios mit den großen dieser Branche aufnehmen können. Doch genug der Beweihräucherung, worum geht es in diesem von der Fachpresse so hoch gelobten PC- und Konsolentitel? Erfahrt es bei uns im Test!

Ein Königreich, dass durch Erbfolgestreits ins Chaos gestürzt wurde? Untote, die beginnen das Land zu überrennen? Die Bevölkerung auf der Flucht? Drei Helden, die Lage zu retten? Bis hierher nichts Besonderes, denkt der alteingesessene Zocker und passionierte Grimms-Märchenveteran. Doch weit gefehlt! Denn hinter der leider etwas abgedroschenen Story, die mit einer schön gezeichneten Still-Picture Einführung das Spiel einleitet, steckt ein Spiel, das nicht nur durch seine märchenhafte schöne 2D-Welt besticht.

Drei Überlebende der untoten Flut werden durch einen Zufall an ein mächtiges Artefakt aus grauer Vorzeit gebunden, das die Eigenschaft hat, die Seelen von drei Menschen zu verschmelzen. Nun finden sich unsere drei Helden, die sich durch komplett unterschiedliche Professionen und Eigenschaften auszeichnen, in einem Körper wieder. Natürlich will jeder der drei seinen eigenen Körper zurück und deswegen übernehmen wir ab hier die Kontrolle dieses dreifach beseelten Pixelkörpers.

Per Tastendruck können wir zwischen unseren Helden wechseln und so ihre verschiedenen Talente nutzen. Zum einen wäre da die Diebin, die sich per Enterhaken über Abgründe schwingen und ihre wiederauferstanden Gegner per Pfeil und Bogen bekämpfen kann. Als zweiter wurde ein gut beleibter Ritter und Trunkenbold verschmolzen, dem seine Kampfeslust mit Schwert, Schild und Streithammer sowie seine Stärke im Heben und Bewegen von schweren Objekten eigen ist. Als dritter und letzter im Bunde ist der Magier zu nennen, der Objekte wie Boxen, Stege und fliegende Plattformen erschaffen und durch die Luft schweben lassen kann.

Doch wofür so viele Fähigkeiten und Talente? Sie werden benötigt, um die wunderschön und präzise umgesetzten Physikrätsel in „Trine“ zu bewältigen. So kann ein Lavasee mit dem Magier per beschworenem Steg überbrückt, von der Diebin überschwungen oder vom Ritter mit vor hinein geworfenem Felsbrocken übersprungen werden. Dem Spieler steht es dabei komplett frei wie er seine Helden einsetzt und auch skillt.

Denn ihr sammelt Erfahrung, indem ihr Gegner ausschaltet oder grüne Fläschchen einsammelt, die über die Level verteilt sind. Mit dieser könnt ihr die Fähigkeiten der Charaktere verbessern. Nicht ganz so leicht zu finden wie die Flaschen, aber wesentlich interessanter, sind Truhen in denen besondere magische Artefakte versteckt sind, die den tragenden Helden nicht nur verbessern sondern ihm teilweise auch neue Talente bescheren.

Bis hierhin klingt das Ganze schon ziemlich nett, doch der finnische Entwickler Frozenbyte, der vorher durch den Titel „Shadowgrounds“ bekannt geworden ist, legt mit einem Coop-Modus noch eine weitere interessante Spielvariante oben drauf. In diesem Modus können bis zu drei Spieler, einer per Tastatur und Maus und zwei per Gamepad, jeweils einen der Charaktere durch die Level führen, was für ordentlich Spielspass sorgt.

Diese Finessen geben „Trine“ eine Spieltiefe, die selten für einen Jump’n’Run-Titel sind. Wenn man noch die wunderschöne 3D-Grafik sowie den Steam Support mit Archievements, Updates und ein (noch nicht offiziell bestätigtes, aber sehr wahrscheinliches) Add-On mit hinein zählt, dann ist „Trine“ seine 30 Euro auf jeden Fall wert. Einziger Mangelpunkt in diesem wirklich ausgereiften (und fast Bug freien!) Märchenabenteuer ist die Spiellänge, die sich leider als zu kurz darstellt.

Trotzdem oder gerade deswegen sage ich zu allen Indie-Fans, aber auch zu allen Mainstream-Zockern: Kaufen, es lohnt sich!




Geschrieben von Chris aus München