Soll noch mal irgendwer behaupten, wir Redakteure von Gamersunity würden unseren Job nicht ernst nehmen und wären alles andere als aufopferungsvoll. Es ist jetzt genau 14:55 Uhr und wie ich hier gerade gemütlich zu Hause sitze und mich mental darauf eingestellt habe, mir die Finger für den nachstehenden Sacred 2 Test wund zu schreiben, verpasse ich just in diesem Augenblick das Basisseminar „Grundprobleme und Methoden der Philosophie“.

Ich hatte nämlich die Qual der Wahl: Entweder ich würde mich freiwillig eineinhalb Stunden lang der gnadenlosen Maschinengewehrrede unserer Professorin aussetzen und dabei Gefahr laufen aufgrund des Informationsoverkills mögliche Spätschäden zu erleiden oder aber ich würde mir einen leckeren Wiener Melange machen, mich auf mein bequemes Sofa packen und einfach drauflos tippen. (Natürlich schwelgt in mir die Hoffnung, dass Lyc mir für meine Aufopferungsbereitschaft auf der anstehenden GamesCom in Köln die Füße küssen wird)

Doch genug um den heißen Brei geredet, kommen wir endlich zum Eingemachten: Sacred 2 – Fallen Angel ist genau wie sein Vorgänger ein Action-Rollenspiel, an dem sich genau wie bei seinem Vorgänger die Geister scheiden werden. Das liegt auch nicht zuletzt an den zahlreichen Bugs, die selbst auf der Xbox 360 nicht von der Hand zu weisen sind und mich schon auf eine harte Geduldsprobe gestellt haben. Aber der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewöhungstier und mittlerweile sind Bugs in Titeln aus dem Hause Ascaron so selbstverständlich, wie Ketchup oder Mayonnaise auf fettigen Pommes. So ist es mir zum Beispiel einmal passiert, das sich ein vermeintlich harmloser Gastwirt auf einmal auf mich stürzte und mir nichts anderes übrig blieb, als ihn in die ewigen Jagdgründe zu schicken – das Blöde daran war nur, dass er eigentlich dafür vorgesehen war mir die nächste Hauptquestaufgabe zu vermitteln, was mir das Spiel anhand eines großen, dicken, goldfarbenen Ausrufezeichens deutlich gemacht hat. Aber Tote plaudern nun mal ungern aus dem Nähkästchen, weshalb ich die Konsole gezwungenermaßen neu starten durfte (ja ihr habt richtig gelesen, DIE KONSOLE und nicht den PC!) um den Typen nochmals aufzusuchen und das Gespräch fortzuführen, was mich gefühlte 30 Minuten gekostet hat.

Diese und andere nervtötende Bugeinlagen habe mich allerdings nicht daran gehindert, bis dato über 15 Stunden meines kostbaren Lebens in das Rollenspiel zu investieren und das Schlimmste daran ist, es werden wohl einige Stunden mehr werden. Solltet ihr also irgendwann nichts mehr von mir hören, habe ich mich entweder ins Delirium gezockt oder aber mein ansonsten sehr verständnisvoller Nachbar Maxx sah keinen anderen Ausweg mehr, als mich zu zerhackstückeln und im nicht vorhandenen Keller des Studentenwohnheims zu begraben, weil er andernfalls nicht mehr seine herzallerliebste Xbox 360 zu Gesicht bekommen hätte. Aber woher kommt diese ungebrochene Langzeitmotivation? An der Story kann es zumindest nicht liegen, denn neben dem wenig aussagekräftigem Intro gibt es noch zig-hunderte Protagonisten, die scheinbar alle dringenden Gesprächsbedarf haben und euch von Stadt – Land – Fluss – Gebirge – Höhle – Insel oder was weiß ich A nach Stadt – Land – Fluss – Gebirge – Höhle – Insel oder was weiß ich B schicken – und das bei einer überdimensional großen Fantasywelt namens Ancaria, bei der mir mittlerweile klar geworden ist, warum man viel Zeit mitbringen sollte, um Ancaria zumindest einmal vor den Mächten des Bösen zu befreien. Wie lange ich letzten Endes wirklich brauchen werde, könnt ihr in den späteren „Endlich Wochenende“ Videoblogs erfahren.

Würde ich an dieser Stelle einen eingefleischten Rollenspielfan für die Bewertung von Sacred 2 hinzuziehen, würde die Kritik, aufgrund der mehr schlechten als rechten Story, sehr wahrscheinlich vernichtend ausfallen – ABER, da ich in etwa so neutral wie Lauge bin, werde ich euch die positiven Aspekte aufzählen, warum der Titel trotz öder Geschichte und zahlreicher Bugs durchaus Spaß machen kann. Und nein, Ascaron hat mir kein Geld zugesteckt, damit ich dem Spiel auf Teufel komm raus etwas gutes abgewinnen kann – Wie auch? Die haben eh keinen müden Cent mehr!
Warum dieser Zustand überhaupt erreicht wurde, dürfte auch an der erstklassigen Synchronisation liegen, denn namenhafte Synchronsprecher wie zum Beispiel Thomas Fritsch (Russel Crowe in Gladiator) oder Franziska Pigulla (Gillian Anderson in Akte X) verwöhnen mit ihren prägnanten Stimmen eure Lauscher.

Da Spielentwickler besonders im RPG-Genre stets darum bemüht sind möglichst abwechslungsreiche ,schön gestalte Landschafen zu kreieren und dies bei Sacred 2 auch der Fall ist, erspare ich euch weitere, unnötige Details – von Lava-, Eis-, Dschungel, Wüstengebiete und und und ist die Farbpalette mehr als nur komplett. Aber was ist bitteschön bei der Textdarstellung schief gelaufen? Die ist nämlich bei normalen Röhrenbildschirmen derart klein und unscharf, das sie schon fast Augenkrebs verursacht – und ich werde mir ganz bestimmt nicht für ein Rollenspiel einen neuen Flachbildschirm zulegen...oder vielleicht doch? hehe

Aber kommen wir endlich zum alles entscheidenden Kriterium, warum ich den Xbox 360 Controller aufgrund der zahlreichen Macken selbst nach 17 Stunden Spielzeit immer noch nicht frustriert aus dem Fenster geschmissen habe. Ehrlich gesagt, kann ich es auch nicht mehr lesen, hören und schreiben – das Phänomen des Jäger & Sammler Prinzips. Blizzard hat es damals mit Diablo 2 perfektioniert und seit jeher versuchen Spielentwickler aus aller Herrenländer dem besten Action-RPG aller Zeiten den Titel abzulaufen. Der Drang, unbedingt den nächst-höheren Level zu erreichen und dabei noch das ultimative Ausrüstungsset zu finden, bleibt besonders bei der männlichen Gattung nach wie vor ungebändigt. Und das ist auch beim neusten Streich aus
dem Hause Ascaron nicht anders.

Zum Schluss noch ein kleiner Tipp von mir: Solltet ihr euch dazu entscheiden die 60 Euronen für den Titel zu investieren, lest euch vor Spielbeginn unbedingt zu dem Charakter mit dem ihr liebäugelt einen passenden Guide durch. Sonst kann es durchaus passieren, dass ihr euren Helden gnadenlos „verskilled“ und im höheren Level überhaupt keine Schnitte mehr habt – Ergo: Ihr dürft von vorne anfangen (Ich spreche aus Erfahrung).