Bei der Präsentation zum kommenden Spiel Beyond: Two Souls gab es endlich mal nach den ganzen Trailern, Gameplayvideos oder auch Vorspielen einer Beta, ein klein wenig Abwechslung, denn hier wurde das Spiel selber nicht sonderlich viel gezeigt, sondern eher das was alles hinter der Kamera den Kulissen so passiert, wobei man vor allem auf die getätigten Aufnahmen und Integration von Ellen Page in das Spiel eingegangen ist.

OK ich gebe es zu, denn so ganz ohne Gameplay ist David Cage von Quantic Dream auch nicht ausgekommen, aber hier wurde es zumindest in zwei Teile gesplittet: Der erste Teil handelte von den Blick hinter den Kulissen und im zweiten Part wurde noch mal die Gameplaypräsentation der E3 gezeigt.

Vor allem der erste Part der Präsentation war mehr als interessant und überall sah man nur noch gebannte Gesichter, die David Cage auf Schritt und Tritt mit ihren Blicken gefolgt sind, während er selber über die Arbeit sprach, wie Quantic Dream die Schauspielerin Ellen Page in das Spiel integriert hat. Jeder sollte inzwischen das Verfahren von Motion Capture kennen. Falls nicht: Das sind diese Aufnahmen, bei denen die Darsteller überall so komische weiße Kugeln (Marker) kleben haben. Unter anderem wurden mittels dieser Technik in bereits erweiteter Variante die Animationen in das Spiel Heavy Rain integriert.



Leider hat diese Digitalisierung einen kleinen, aber doch sehr entscheidenden Haken: Mit dieser Technik lassen sich die Emotionen des Gesichts nur schwer in das Spiel integrieren. Denn während das Motion Capture-Verfahren nur die Bewegungen des Akteurs in das Spiel einfügt, so werden alle Sprachaufnahmen und auch die grafische Darstellung der Gesichter erst später hinzugefügt. Auch wenn bei Heavy Rain bereits von Quantic Dream eine spezielle Variante für die Integration der Gesichter genutzt wurde, so hat man damit nicht das Ende der Fahnenstange erreicht gehabt, denn wie man es Anhand von Beyond sehen kann: Es geht immer etwas besser und vor allem auch realistischer. Und wie hat man dieses Ziel erreicht? Durch das neue, von Quantic Dream entwickelte Performance-Capture.

Doch was ist hier der große Unterschied zum normalen Motion-Capture? Hierbei werden nicht nur die Animationen direkt in die Rechnersysteme eingespielt, sondern auch gleich die Stimme und auch das Gesicht der Darsteller. Denn durch eine große Menge an Kugeln im Gesicht, genaugesagt 90 Markierungen, wurde jede noch so kleine Bewegung im Gesicht sichtbar. Das Ergebnis ist eine fast perfekte Kopie des Darstellers im Rechner, welcher nun in das Spiel integriert werden kann.



"Aber wie macht ihr das mit den Augen?" wurde von einem der anwesenden Journalisten gefragt, was eine Frage war, die ich auch unbedingt stellen wollte, da selbst diese glaubhaft dargestellt werden. Dies ist auch durch die ganzen Kugeln im Gesicht möglich. Denn jede Bewegung von den Augen, sei es von links nach rechts, oben nach unten oder wohin auch immer, erzeugen kleinste Bewegungen der Muskeln im Gesicht, welche unser bloßes Auge nicht immer wahr nehmen kann. Aber durch das heranzoomen der Aufnahmen mit den Kugeln im Gesicht kann man dieses Muskelzucken leicht sehen und entsprechend die Augenbewegung im Rechner ausführen lassen. Auch die Tatsache das für Situationen, in denen der Schauspieler bzw. die Schauspielerin mit irgendetwas interagieren muss, sei es eine Türe, ein Autounfall oder auch nur ein einfacher Sprung auf irgendetwas, ein kleines Set mit entsprechenden Gegenständen aufgebaut und beim Dreh genutzt wird, mach das Ganze ebenfalls um so realistischer.

Laut David Cage ist es für einen Schauspieler bei solchen Aufnahmen um einiges schwerer als für Aufnahmen eines normalen Films, da bei einem Film der Schauspieler immer entsprechende Vorbereitungs- und Pausezeiten hat. Hier muss ständig erst einmal ein komplettes Filmset aufgebaut werden, öfters auch an komplett anderen Orten und in Performance Capture-Aufnahmen geht es immer Schlag auf Schlag, da hierfür nicht so viel benötigt wird. Hier passiert es schon mal des öfteren, dass der Schauspieler in der ersten Situation fröhlich am Lachen ist und in der nächsten Situation weinen, sowie mit Trauer umgehen muss. Die Herausforderung hierbei liegt darin, dass es immer wieder ein Wechsel der gespielten Stimmungslage des gespielten Charakters gibt und diese ohne große Pausen direkt umgesetzt werden müssten.



Eine weitere interessante Frage war, ob David Cage denn noch weitere Schauspieler als Ellen Page auf der Liste für die Hauptrolle gehabt hätte. Hier musste David Cage sogar ein wenig selber lachen, denn für ihn gab es einfach keine andere Möglichkeit, als dass es Ellen Page geworden wäre. Hätte sie abgelehnt, wäre das Spiel wahrscheinlich nicht möglich gewesen, denn er hat Ellen Page in einem Film gesehen, in der sie recht kurze Haare hatte und extrem "tough" ausgesehen hat. Dieses Bild hatte sich so stark eingebrannt, dass er extra für sie ein Drehbuch geschrieben hat. Und bei diesem Skript handelt es sich um Beyond: Two Souls, was ohne sie wenig Sinn gemacht hätte es umzusetzen.

Auch wenn ich über die Abwechslung mit den Blick hinter den Kulissen ganz froh war, so war ich doch ein wenig Enttäuscht über die Tatsache, dass David Cage keine neuen Spielszenen mitgebracht hatte. Aber hoffen wir mal, dass hier bald schon nachgelegt wird. Ich selber war von der Präsentation ansonsten sehr begeistert, denn die Technik hinter Beyond: Two Souls weiß sowas von zu überzeugen und das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen! Ich freu mich jetzt schon auf den Titel!

Achja...und noch eine Kleinigkeit für die, die das Thema mit dem Performance Capture bei Beyond: Two Souls sehr interessiert: Jemand hat eine Präsentation von David Cage bei Sony gefilmt und online gesetzt. Ihr könnt euch also auch bereits selber schon ein Bild über diese geniale Technik zur Digitalisierung von Darstellern machen! Und für die unter euch, die mit dem Titel Beyond: Two Souls noch gar nix anfangen können, denen habe ich direkt danach noch den letzten Trailer gepackt.