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Torchlight - Bestes Action-RPG der letzten Jahre

Torchlight Topbild

Heute ist mit Torchlight das Erstlingswerk vom Entwicklerneuling Runic Games erschienen. Große Namen der Szene wie Max Schaefer und Travis Baldree arbeiten beim erst ein Jahr alten Studio. Beste Vorraussetzung also für ein gelungenes Debüt? Wir haben uns das Action-Rollenspiel angeschaut und sagen euch, warum Torchlight kein Diablo-Killer ist, aber trotzdem jede Menge Spaß macht und durchaus als eines der besten Action-Rollenspiele der letzten Jahre bezeichnet werden darf.

Sie suchten Reichtum und fanden den Wahnsinn


Das kleine Dorf Torchlight zog schon immer Abenteurer und Wagemutige an, die in den Minen unter der Stadt nach dem wertvollen und magischen Kristall Ember suchten. Als mehr und mehr Arbeiter in den Minen verschwanden und grauenhaftes Gelächter die Stollen empor trat, begannen sich die Siedler zu fürchten. Kundschafter berichteten von besessenen Monstern und angriffslustigen Bestien, die sich in den Welten unter der Erde immer weiter verbreiteten und bald die Oberfläche von Torchlight erreichen würden. Der Grundstein für eine echte Abenteuergeschichte ist gelegt. Fehlen nur noch wir mit unserem Helden.

Heldenmut hoch Drei


Bevor wir uns in den Kampf stürzen können, müssen wir uns für eine der drei Klassen entscheiden. Leider gibt uns das Menü keine wirklich detaillierten Informationen darüber, wie sich die Klassen spielen oder welchen Hintergrund sie haben. Zur Auswahl stehen der Destroyer (Zerstörer), Vanquisher (Bezwinger) und der Alchemist. Alle Charaktere haben etwas gemein: Sie können sämtliche Gegenstände im Spiel verwenden und sich sowohl im Nahkampf, als auch als Fernkämpfer beweisen. Wie man die Klassen ausrichtet, bleibt letztlich dem Spieler überlassen, denn jeder Held verfügt über drei Talentbäume die verschiedenste Spielweisen erlauben. Ein Beschwörer, der mit dicker Rüstung und Zweihandstab seine Haustiere im Nahkampf an der Front unterstützt, gefällig? Kein Problem, Torchlight hat auch das in petto.

Torchlight Destroyer
Der Destroyer ist immer Mittendrin!
Natürlich bietet sich für jeden Helden eine bestimmte Ausrichtung an. Der Destroyer ist beispielsweise der ideale Nahkämpfer. Er kann sich dick panzern, große Speere, Schwerter sowie Keulen tragen und scheut keinen Kampf. Seine Fertigkeiten sind vor allem gegen große Monstermassen effektiv, da er bei fast allen Attacken wie wild um sich schlägt und jeden Gegner im Umkreis trifft. Mit passiven Skills verbessert er seinen kritischen Angriffsschaden und seine Rüstung.

Torchlight Vanquisher
Vanquisher lieben Feuerwaffen!
Der Vanquisher ist Fernkampf-Spezialist und benutzt Bögen, Armbrüste, und Schusswaffen. Vor allem Fans von Hellgate: London werden die Klasse lieben. So können Kugeln an Wänden abprallen und Gegner durchschlagen. Magische Geschosse fieren die Monster ein oder verursachen mächtige Explosionen. Eis-, Blitz und Feuerfallen gehören ebenso zum Repertoire der jungen Dame und erinnern stark an die Fallen-Assassine von Diablo 2. Wer lieber mit Zauberei vorankommen will, ist mit dem Charakter ebenfalls gut beraten. Wie jede der drei Klassen, kann sie mit passiven Fähigkeiten die Stärke ihres Haustiers oder aber auch die Chance einen magischen Gegenstand zu finden erhöhen.

Keine der drei Klassen lässt sich in eine Schublade drängen. Auch der Alchemist macht da keine Ausnahme, und kann keinesfalls als klassische Beschwörer- oder Zauberer-Klasse betitelt werden. Neben seinen treuen Haustieren beherrscht er die Elemente wie kein anderer Charakter. Besonders sticht dabei sein Umgang mit dem magischen Ember hervor. Beinahe die Hälfte seiner Fähigkeiten stützt sich auf das wertvolle Kristall. Mit magischen Projektilen beharkt er dabei seine Feinde, während Golem & Co. selbige von ihm fernhalten. Der Alchemist spielt sich dadurch sehr abwechslungsreich und erfordert definitiv mehr Taktik als seine beiden Kollegen.

Dein bester Freund und Helfer


Torchlight Inventar Pet
Items lassen sich per Knopfdruck vom Inventar des Helden zu dem des Haustiers schieben.
Wer will schon allein durch die geheimnisvollen Dungeons von Torchlight streifen? Die größte Neuerung des Spiels ist zweifelsohne das Haustier, das zu Beginn gewählt werden muss. Ob man sich für den Hund oder die Katze entscheidet, spielt dabei leider keine Rolle – sie haben identische Fähigkeiten. Dennoch bietet das Haustier zahlreiche Features, die man sich eigentlich für jedes Rollenspiel wünschen würde. So ist der Begleiter eine wandelnde Schatztruhe, welche jederzeit mit Gegenständen beladen werden kann, die im eigenen Inventar keinen Platz finden. Ist auch dieser zusätzliche Stauraum ausgeschöpft, schickt man seinen treuen Helfer per Knopfdruck an die Oberfläche, um die Items zu verscherbeln. In der Zwischenzeit darf man gemütlich weiterschnetzeln.

In Schatztruhen und im Gepäck der Gegner findet man außerdem Skill-Rollen, die man nicht nur für sich selbst nutzen kann um eine neue Fertigkeit zu lernen, die so gar nicht im Skilltree verfügbar ist. Seinen Helfer kann man mit bis zu zwei dieser Fertigkeiten ausstatten, die er dann selbstständig einsetzt um beispielsweise sich und sein Herrchen zu heilen, den Angriffsschaden zu erhöhen oder um weitere Minions, wie Zombies oder Bogenschützen zu beschwören. Will man seinen Begleiter darüber hinaus verstärken, kann man ihm zwei Ringe und ein Amulett anlegen.

Torchlight Vanquisher beim Fischen
Vanquisher beim Fischen. Die Beute kann unser Haustier verwandeln.
Früher oder später wird man auf einen der vielen Fischgründe stoßen, an dem man sich beim gemütlichen Angeln vom anstrengenden Kampf entspannen kann. In einem kleinen Reaktionsspielchen fischt man etliches Getier aus dem Wasser. Verfüttert man seinen Fang dann an das geliebte Haustier, verwandelt sich dieses in alle vorstellbaren Kreaturen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten. Als Giftgolem verseucht es zum Beispiel mit einer grünen Nova alle umgebenen Monster, während es als Feuerelementar explosive Feuerbälle verschießt. Je nach Situation kann man sich also die passende Unterstützung herbeizaubern.

Schlachtfest und Suchtspirale


Der Heldenalltag in Torchlight sieht so aus wie in den meisten Action-Rollenspielen. Man metzelt sich von Dungeon zu Dungeon und muss immer stärkere Monsterhorden ins Jenseits befördern. Allerlei Böses treffen wir in immer neuen Umgebungen. In den Minen zu Beginn des Spiels fallen uns vor allem Spinnen und Rattenmenschen an, die auch urplötzlich aus einer Kohlenrutsche oder einem tiefen Minenschacht stürmen, um uns in Massen zu überfallen. Das auf die Minen folgende Festungsszenario bietet hingegen mit vielen versteckten Schätzen einiges an Überraschungen. Bedient man Hebel in der richtigen Reihenfolge, so können sich Tore zu Schatzkammern oder Brücken zu vorher unerreichbaren Plattformen auftun. Zombies, Skelette und sich ständig teleportierende Geister machen nicht ganz so große Schwierigkeiten, wie die Schamanen, Kobolde und Goblins in den späteren Wüsten-, Tempel- und Dschungel-Level.

Torchlight Alchemist Minions Pets
Die Helfer des Alchemisten haben auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad kein leichtes Spiel.
Apropos - ganze vier verschiedene Schwierigkeitsgrade sind am Anfang des Spiels wählbar. Die Unterschiede sind hier nicht nur in immer deftigeren Kämpfen deutlich spürbar. Während man im Schwierigkeitsgrad „schwer“ plötzlich viel häufiger Edelsteine findet als in „normal“, fällt die Ausbeute an seltenen, magischen und einzigartigen Gegenständen im Modus „sehr schwer“ recht mager aus. „Set-Gegenstände“, die ihre volle Wirkung erst beim kombinieren mehrerer Teile eines Sets aktivieren, bekommt man so gut wie gar nicht zu Gesicht. Die mangelnde Ausrüstung, knackige Monster und das ständige Schlürfen von Heiltränken wird aber belohnt: So können sich in den Dungeons zufällig Portale öffnen, die in ein kleines Level mit starken Monstern und jeder Menge Reichtümern führen.

Wer die ganz große Herausforderung sucht, der sollte den Hardcore-Modus wählen. Stirbt man in diesem Modus mit seinem Helden, ist dieser für immer verloren und das Spiel zu Ende.

Natürlich lohnt es sich dann trotzdem einen neuen Charakter zu erstellen. Durch die zufallsgenerierten Level und immer bessere Items ist für Abwechslung und Motivation gesorgt. Man will einfach noch ein paar Pünktchen mehr Schaden rauskitzeln, den nächsten Skill ausprobieren, seine Attribute verbessern oder den ganz dicken Gegenstand finden. Allerdings sollte man hier dazu sagen, dass in den beiden ersten Schwierigkeitsgraden eindeutig zu früh, zu viele seltene und einzigartige Funde im Inventar landen. Man hat schnell eine nahezu perfekte Ausrüstung zusammengestellt und muss fast keinen Gegner mehr fürchten. Für mich ist da der Schwierigkeitsgrad „schwer“ das perfekte Mittel. Jeder, der schon einmal ein Action-Rollenspiel in den Händen hatte, sollte dort gut zu Recht kommen und den meisten Spaß haben.

Torchlight Interface
Skill- und Charakterbildschirm. Das Interface wirkt aufgeräumt und übersichtlich.
Manche mögen nun sagen: „Kenn ich schon.“ Stimmt. Torchlight erfindet abgesehen vom Multifunktions-Haustier nichts wirklich neu. Doch das muss es auch nicht. So ziemlich alle wichtigen Features, wie eine geteilte Schatztruhe, gesockelte Gegenstände, Verzauberung von Items und Glückspiel gibt es im Game. Von Diablo, Hellgate und Titan Quest geklaut? Sicher, dafür aber gut geklaut! Keines der Elemente ist schlecht umgesetzt oder gar überflüssig. Das Inventar funktioniert dabei absolut intuitiv und geht schneller und komfortabler von der Hand, als bei allen anderen Spielen des Genres. Die Schnellzugriffstasten 1-10 erlauben es mit einem Knopfdruck Elixiere, Schriftrollen, Heiltränke oder Skills zu benutzen. Alles in allem macht es einfach Spaß seinen Charakter aufzubauen und dessen Gegenstände und Fertigkeiten zu managen.

Warum bin ich hier?!


Torchlight NPC
Auch wenns wichtig aussieht: Viel zu sagen haben uns die NPCs nie.
Klar – wir wollen reich und berühmt werden. Der Destroyer will darüber hinaus einfach nur Monster töten und seine vom Ember verdorbene Seele retten. Als Vanquisher fühlt man sich dazu berufen, die Menschen zu retten und die Welt im Gleichgewicht zu halten. Der Alchemist ist wegen seiner Abhängigkeit von Ember nach Torchlight gekommen um die große Edelsteinader zu finden…

Gut & Günstig
Der Preis orientiert sich an Casual-Titeln wie Zumas Revenge. Das ist auch durchaus gerechtfertigt: Zwar bietet Torchlight einen Haufen Spielspaß, eine menge Items, Modifikationsmöglichkeiten und Petoptionen. Nichtsdestotrotz fehlt eben noch der Multiplayer, welcher heutzutage für einen Vollpreistitel einfach unabdingbar ist. Insofern Daumen hoch für die Preisgestaltung! Andere Publisher könnten sich da eine Scheibe abschneiden. Zu oft werden für kleinere Add-Ons noch weitaus höhere Preise verlangt. Gespannt sein darf man auf die für 2011 angekündigte MMO-Version des Spiels. Ein vorher veröffentlichtes Singleplayer-Torchlight-Light dürfte die Qualität des eigentlichen Titels mit Sicherheit heben.
pflanzer
Doch was passiert hier eigentlich? Alric, ein Zauberermeister führt seine beiden Lehrlinge Syl und Brink unter einem Vorwand in die Minen, bis die beiden eine Veränderung an ihm bemerken. Alric ist ganz klar vom Ember besessen und will bis in die Tiefen der Katakomben vordringen. Und jetzt? Das war’s? Nicht ganz, der Rest wird nicht verraten, aber wir sind hier bei der wohl größten Schwäche von Torchlight angekommen: Die dünne Story und die schlechte Inszenierung selbiger.

Wir erfahren nur sehr wenig über die Ereignisse, die uns in die Dungeons treiben und die Dorfbewohner geben uns ständig die gleichen Aufgaben, die unterm Strich nicht einmal eine Handvoll zählen. „Hol mir diesen wahnsinnig tollen Edelstein“, „Finde die Schale mit Plastikobst“, „Töte das Monster da, das guckt mich doof an“. Dazu kommt dann noch eine Reihe eher unspannender Haupt-Quests, die das Geschehen vorantreiben. Echte Rollenspielfans werden hier also lange Gesichter machen. Gerechterweise sollte man wohl sagen, dass das Hack & Slay Genre noch nie mit großen Storys aufwarten konnte, doch liegt Torchlight selbst hier weit zurück. Ein wenig mehr Abwechslung bei den Aufgaben hätte der Spielwelt wohl gut getan.

Trotz dieser Schwäche ist die Atmosphäre in Torchlight gelungen. Die detailverliebte Comic-Optik fügt sich gut mit den übertriebenen Animationen der Monster zusammen. Unschön hingegen ist, dass in großen Schlachten die Übersicht total verloren gehen kann. Es fehlt einfach der Kontrast zwischen den Monstern, den aufwändigen Effekten und der Umgebung.

Nicht zuletzt trägt aber die wunderschöne Musik aus der Feder vom bekannten Diablo-Komponist Matt Uelmen maßgeblich zur angenehmen spätmittelalterlichen Stimmung bei. Besonders die Melodie im Dorf Torchlight erinnert an das legendäre Tristram-Theme.

Fazit - Metzeln auf hohem Niveau
Was bietet uns Torchlight also für den Budget-Preis von 15 Euro? Definitiv ein solides Hack & Slay, mit einer großen Auswahl an Gegenständen, drei tollen Klassen und praktischen, neuen Features, die wir so noch nicht gesehen haben. Die Spielwelt fesselt wegen den eintönigen Quests nicht so stark wie erhofft, doch halten die typische Suchtspirale und das actionlastige Gameplay den Spieler bei der Stange. Die Einzelspielerversion von Torchlight macht zu hundert Prozent Lust auf mehr. Das Mehr ist in diesem Falle das Torchlight MMO, welches in etwa zwei Jahren erscheinen soll, den Mehrspielermodus mitbringen und die kleinen Fehler ausbügeln kann, die das Spiel jetzt noch macht. Von mir gibt es trotz der Story-Macken eine klare Kaufempfehlung für alle H&S-Fans, denn Torchlight ist zum kleinen Preis das perfekte Spiel für Zwischendurch und hat durch den mitgelieferten World-Editor viel Potential für immer neues Material. Ich wünsche dem Spiel und Runic Games jedenfalls den größtmöglichen Erfolg. Mit Torchlight haben sie bewiesen, dass sie noch immer wunderbare Action-Rollenspiele machen können, und das sogar mit einem vergleichsweise winzigen Budget.

geschrieben von Bob_ROss  
am 27.10.2009 um 21:32 Uhr

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