The Wolf Among Us – Review: Verspätet und wunderbar

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Ja, wir wissen, dass The Wolf Among Us schon lange Zeit verfügbar ist. Da genau diesen Dienstag allerdings die fünfte und letzte Episode des faszinierenden Spiels erscheint, haben wir uns gedacht: Lasst uns einen Test zu einem Spiel schreiben, dass man weder auf dieser Seite erwartet und von dem man nicht unbedingt viel hört. Warum? Weil uns die bisherigen vier Episoden voll und ganz überzeugt und begeistert haben. Findet jetzt heraus, warum das so ist…

Eine Idee
Eigentlich müsste dieser Test sich ja fast schon auf The Walking Dead konzentrieren. Mit der Spielumsetzung der beliebten Serie begann nämlich eine Erfolgsgeschichte für Entwickler Telltale Games. Das kleine kalifornische Team pfiff auf gute Grafik, viel Action oder millionschwere Produktionskosten, und konzentrierte sich stattdessen auf die Dinge, die wirklich zählen: Eine tolle Geschichte, glaubwürdige Charaktere und Entscheidungen, die teils fiese Auswirkungen haben, wurden in Serienform mit jeweils vier oder fünf Episoden veröffentlicht. Da uns die Serie und Geschichte mit dem Überlebenskampf gegen Zombies aber irgendwann einfach nur deprimiert haben – Warum müssen alle netten Charaktere auch bitte sterben?! – kümmern wir uns hier viel lieber um das zweite Projekt von Telltale, das auf den Titel The Wolf Among Us hört.

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Ärger in der Märchenwelt
Bigby der Wolf hat in New York einen schlechten Tag. Erst ist er mit dem Holzfäller böse aneinandergeraten, dann liegt ein Fabelwesen tot vor seinem Haus. Ein Mord in Fabletown – das ist nicht gut. Dafür muss es natürlich auch irgendeine Erklärung geben – und als Sheriff Bigby ist es natürlich unsere Aufgabe, den Mordfall aufzuklären. Und wer sich jetzt fragt, was Märchenfiguren in New York zu suchen haben, der findet die Erklärung hier: Nachdem alle Märchenfiguren aus dem wunderschönen Märchenreich vertrieben wurden, leben sie jetzt in New York. Dank Magie können sie zwischen den Menschen leben – und während die reicheren Fabelwesen gut und stilvoll leben können, geht es anderen Fabelwesen deutlich schlechter. Und dann gibt es noch den Mord, der den Auftakt zu einer blutigen Mordserie bildet…

Charaktere und Rätsel
Die bisher verfügbaren vier Episoden von The Wolf Among Us gehören definitiv nicht in die Kategorie Spiel, die man als schwer bezeichnet. Die einzelnen Gebiete sind klein und abgeschlossen, die einzelnen benutzbaren Gegenstände fallen spärlich aus und die Action-Szenen sind definitiv einfach geraten und konzentrieren sich auf reine Quicktime-Events. In den Gesprächen haben wir meist drei oder vier Antwortmöglichkeiten und nur begrenzt Zeit, uns zu entscheiden – und das ist mindestens ebenso wichtig wie der Rest des Spiels. Wie reden wir mit einem Zeugen? Wohin fahren wir als Nächstes? Es ist faszinierend, wie interessant und vielschichtig die Charaktere sind – und die Menge an über die einfache Comicgrafik transportieren Emotionenen als Reaktion auf unsere Antworten ist dazu der absolute Hammer.

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Alles auf Anfang
Da jeder Charakter darauf reagiert, was wir ihm antworten – und da nicht jeder Charakter gleich auf etwas reagiert – haben wir viele Gründe, die einzelnen Episoden nochmal zu spielen. Noch besser: Da wir keinen Schimmer haben, ob eine Entscheidung unausweichlich war oder ob wir es uns gerade mit irgendwem – unserem Boss, einem normalen Bürger oder sonstwem – verscherzt haben, lohnt es sich immer mal wieder, die Episoden nochmal zu spielen. Da wir dazu immer wieder vor schwere Entscheidungen gestellt werden und die wendungsreiche Geschichte uns nicht nur die verschiedensten Fabelfiguren treffen lässt, sondern auch ernsthaftere Themen berührt, ist die Motivation für noch einen Durchlauf immer hoch. Noch besser: Die Geschichte ist wendungsreich, abwechslungsreich und voller Überraschungen – und die Episoenstruktur schafft es dazu dank der für Fernseherien typischen “Next time on…”-Vorschauen, uns dazu zu bringen, einfach weiterzuspielen, obwohl es schon späte Nacht ist.

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Stilsicher
The Wolf Among Us ist vieles: Faszinierend, spannend, intensiv und innovativ. Aber schön würden wir das Spiel nicht nennen. Sicher: Die handgezeichneten Umgebungen sind verdammt stilsicher geraten und die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail und Emotionen entstanden. Sobald wir uns aber frei bewegen dürfen, sind die Animationen gruselig anzusehen – und selbst der einzigartige Grafikstil kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Technik nicht wirklich modern ist. Inszenierung, Musik und Sprachausgabe – nur auf Englisch verfügbar – sind dafür über jeden Zweifel erhaben.

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The Wolf Among Us – Review: Faszination Entscheidung
Wir haben also ein Spiel, das weder tolle Grafik noch viel Inhalt – keine der bisher verfügbaren vier Episoden ist länger als zwei Stunden und oft kommt man in knapp 60 Minuten durch – oder ein besonders herausforderndes Gameplay bietet. Trotzdem ist The Wolf Among Us ein Spiel, das man unbedingt gespielt haben muss, wenn man eine gute Geschichte zu schätzen weiß. Wir dürfen uns entscheiden, die Charaktere sind großartig und realistisch – und das, obwohl es nur Fabelwesen sein sollen – und die Geschichte weiß voll und ganz zu überzeugen. Kurz: The Wolf Among Us ist ein kleines Meisterwerk für sich.
9/10

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