Castlevania: Lords of Shadow 2 – Review

Lords of Shadow 2 - 01Castlevania – Lords of Shadow 2 ist der Abschluss der 3D Neuauflage von Konamis altgedienter Vampirsaga rund um Dracula, sein Dämonenschloss und den Clan der Belmonts, die dem garstigen Blutsauger den Garaus machen möchten. Der Titel bietet viele konsequente Erweiterungen im Vergleich zum direkten Vorgänger, krankt allerdings an Designfehlern und einer langatmigen ersten Hälfte.

Lords of Shadow 2 - 02Das Plot-Setup bietet weniger Spannung, als es sich vielleicht so mancher nach dem überraschenden Cliffhanger-Ende des Vorgängers gewünscht hat. Dracula erwacht aus einem Jahrhunderte andauernden Schlaf und findet sich in einer dystopischen Zukunft wieder. Dort trifft er auf seinen alten Widersacher Zobek, der ihn in seinen Privatkrieg gegen Satan höchstpersönlich einspannt, indem er dem Grafen Sterblichkeit verspricht. Auf seinem Weg durch Zukunuft und Vergangenheit dieser Welt, begegnen Dracula allerhand Monster, Mythenwesen und andere kauzige Charaktere.

Wer sich ohne Vorkenntnisse in die Welt von Lords of Shadow 2 wagt, sollte sich auf eine verwirrende Einführung gefasst machen und auch Fans und Kenner des ersten Teils werden sich im einleitenden Abschnitt der Story sicherlich einige Male irritiert am Kopf kratzen. Protagonist und Spieler gleichermaßen, müssen die, durch die lange Ruhepause getrübten, Erinnerungen des Grafen auf Vordermann bringen. Anstatt beiden Parteien hier einen leichten Einstieg zu ermöglichen, wirft das Spiel Euch zwischen verschiedenen Erinnerungssplittern Draculas hin und her und garniert diese Segmente zwischenzeitlich mit Gameplay-Tutorials und World-Building, was für eine inkonsistente Erfahrung und des öfteren für Stirnrunzeln beim Spieler sorgen dürfte. Überwindet Ihr die etwas blutarmen und zuweilen arg theatralischen Storyabschnitte der ersten Spielhälfte, spendiert MecurySteam dafür einen ungleich mitreißenderen zweiten Part. Vor allem das Finale kann sich sehen lassen und wird einigen Spielern sicherlich einen zufriedenstellenden Abschluss dieser Geschichte liefern.

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Die Spielwelt von LoS ist um einiges an Größe angewachsen, seitdem wir sie das letzte Mal erkunden durften. Die meist linearen Abschnitte des Vorgängers sind einer frei begehbaren, offenen Welt gewichen, die sich aus zwei großen Abschnitten (Draculas Schloss in der Vergangenheit und die umliegende Stadt in der Zukunft) und vielen kleinen Teilbereichen zusammensetzt. Die Anleihen an das Erfolgskonzept von Symphony of the Night sind unübersehbar. Auch in LOS2 gewinnt der Graf mit fortschreitendem Spielverlauf neue Fähigkeiten hinzu, die ihm neue Abschnitte in der gigantischen Welt eröffnen. Leider legt einem die umständliche Weltkarte des öfteren Steine in den Weg, wenn es darum geht neue Orte zu erkunden, oder altbekannte Szenarien nach Geheimnissen abzusuchen, die man zuvor übersehen hat. Auch sind einige Bereiche der Stadt trotz der sehr ansehnlichen Grafik uninteressant gestaltet. Triste Laborlevel, sowie auschließlich in grau gehaltene Straßen und Gassen, beißen sich mit der faszinierenden Architektur und dem abwechslungsreichen Interieur von Draculas Domizil.

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Erfreuliches gibt es beim Kampfsystem zu berichten.

Wie bereits im Vorgänger ist die Fighting Engine sehr an God of War orientiert. Leichte und starke Angriffe, gepaart mit Blocks, Evades und Countern bieten eine solide, wenn auch zuweilen etwas träg anmutende Klopperei. Neu sind die zwei Alternativwaffen, die der Fürst der Finsternis neben seiner Blut-Peitsche einsetzen kann. Das Schwert ersetzt die aus dem Vorgänger bekannte Lichtmagie und füllt bei erfolgreichen Attacken Eure Lebensenergie wieder auf, während Ihr als Ersatz für die Schattenmagie nun von einem Paar Krallen Gebrauch machen könnt, die gepanzerte Gegner das Fürchten lehren. Wie bei einer anderen Genregröße, Devil May Cry, könnt Ihr während des Kampfes frei zwischen den drei Waffentypen hin und her wechseln. So eröffnen sich vielfältige Angriffsstrategien für die verschiedenen Gegnertypen, die gerade bei den eindrucksvollen Bosskämpfen nützlich sind.

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Macht Ihr vielfach Gebrauch von einer Waffe, füllt sich deren Erfahrungsleiste, bis diese Punkte als Bezahlung für neue waffenspezifische Fähigkeiten und Erweiterungen eingesetzt werden können. Das Kampfsystem wirkt runder als im ersten Teil, die erspielbaren Extraskills sind größtenteils durchdacht und fördern den Spaß am Schnetzeln. Lediglich die unveränderbare Buttonbelegung ist nach wie vor ein ärgerlicher Schönheitsfehler, der unverständlicherweise in viel zu vielen Spielen auftritt. Die nun frei rotierbare Kamera ist ebenfalls ein erhebliches Upgrade zur starren Ansicht des Vorläufers, liefert sowohl bei den Kämpfen, als auch beim Platforming mehr Übersicht und ist höchstens in den engeren Schauplätzen etwas hakelig.

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Leider sahen sich die Entwickler anscheinend aus einem unerfindlichen Grund genötigt, neben dem spaßigen Kampfsystem eine völlig überflüssige Stealth-Mechanik in das Spiel zu integrieren. Diese Segmente brechen dem Titel fast das Genick, und das aus mehreren Gründen:

Lords of Shadow 2 - 21Während Euch die Kämpfe mit ihren zahlreichen Möglichkeiten ein Gefühl von Stärke und Kontrolle vermitteln, wird euch in den Stealth-Passagen dieses Gefühl komplett entzogen. Dracula ist nicht nur langsam, er wird auch fast all seiner Fähigkeiten beraubt und kann die Gegner lediglich kurzzeitig blenden, oder sich in die Form eines Nagetiers flüchten, um diese Abschnitte zu bewältigen. Ein falscher Schritt und die übermächtigen Wachen verarbeiten Euch zu Fledermausgeschnetzeltem.

Entbehrt dieses “Feature“ zu Beginn des Spiels nicht einer gewissen Logik, schließlich ist Dracula dort noch von seinem langen Schlaf geschwächt, so ergibt es im späteren Verlauf nicht den geringsten Sinn, da sich der Graf dort schon mühelos wesentlich hartnäckigerer und imposanterer Widersacher entledigen konnte. Auch sind die Stealth-Passagen erschreckend linear gehalten. Vielfältige Lösungsansätze wie bei Metal Gear Solid, oder der Arkham Reihe sucht man hier vergebens. Es gibt exakt einen Weg zum Ziel und der ist lang, öde und frustrierend.

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Wer nach Abschluss der Story noch nicht genug von Lords of Shadow 2 haben sollte, dem wird erfreulicherweise reichlich Wiederspielwert geboten. Ihr könnt die Welt weiter nach verpassten Gegenden, Geheimnissen und Items abgrasen, oder in einer Challenge Arena Eure kämpferischen Fähigkeiten auf die absolute Härteprobe stellen. Wer an einem erneuten Playthrough interessiert ist, kann sich sogar per New Game+ Funktion mit seinem voll ausgerüsteten Dracula auf einem höheren Schwierigkeitsgrad erneut ins Abenteuer stürzen.

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Schlusswort:

Wer Freude an Castlevania – Lords of Shadow hatte, wird höchstwahrscheinlich auf seinen Gefallen am Sequel finden. Das Kampfsystem macht Laune und die große, offene Welt bietet zwar einige triste Abschnitte, aber auch reichlich imposante Bereiche und beeindruckende Bosskämpfe.

Angehende Blutsauger sollten sich jedoch bewusst sein, dass der Spaß von einer schwachen ersten Hälfte und vor allem durch frustige Stealth-Passagen getrübt wird, die das Spiel nicht nur unnötig in die Länge ziehen, sondern auch Eure Geduld mehrfach auf die Probe stellen werden.

Wer mit diesen Schnitzern leben kann, sollte die Reise auf sich nehmen und sei es nur, um den Abschluss der Geschichte um Gabriel Belmont zu erleben.

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