Titanfall – Review: Eine Runde Multiplayer-Action der Neuzeit

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Was passiert, wenn die Macher und Erfinder von Call of Duty vom alten Arbeitgeber gefeuert werden? Sie eröffnen ein eigenes Studio, kehren zurück zu EA – wo sie davor schon Medal of Honor erfanden, um dort gefeuert zu werden… – und machen sich daran, mit Titanfall einen neuen Shooter zu basteln. Mit Wallruns, Jetpacks, den Titanen genannten flinken Mechs und KI-Schergen gibt es dazu einen ganzen Haufen spielerischer Neuerungen; dazu gefällt das futuristische Setting auf den ersten Blick. Wir haben uns nun durch den neuen Multiplayer-Shooter geschossen und gesprungen, sind tausend Tode gestorben und haben ganze Armeen an Feinden erledigt. Und jetzt verraten wir euch im großen Test, was uns wie gut gefallen hat, warum Titanfall ein Top-Titel ist und warum die ganz große Innovation trotzdem ausgeblieben ist.

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Die neue Freiheit
Das Dropship nähert sich dem Einsatzort, der Roboter winkt uns an die Luke und wir springen nach unten. Und dann laufen wir los, springen ab, ziehen uns hoch, sprinten weiter schräg auf eine Wand zu, laufen an ihr entlang, springen zur Seite auf ein niedrigeres Hausdach ab, landen hinter einem Gegner und kicken ihn vom Dach. Gut – es war ein unaufmerksamer Gegner, der uns im Chat wüst beschimpft. Aber wir haben eindrucksvoll gesehen, was in Titanfall wichtig ist: Schnelles Rennen, sicheres Navigieren in den abwechslungsreichen Umgebung und ein flotter Abzugsfinger sind die Dinge, die den Unterschied zwischen einem jubelnden Spieler und einem durch den Raum und das Fenster fliegenden Controller oder PC ausmachen. Außerdem natürlich neu und wichtig: Der Titan, den wir uns per Airdrop nach drei Minuten Wartezeit – durch Abschüsse lässt sich die Zeit locker deutlich verkürzen – aufs Schlachtfeld bringen lassen und mit dem wir flott unterwegs sind.Kurz: Titanfall ist ein schneller Multiplayer-Shooter, der mit Wallruns, Titanen und KI-Schergen auf den Schlachtfeldern für frischen Wind im etwas verstaubten Shooter-Genre sorgen will.

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Ein ziemlich neues Feeling
Man muss es vermutlich nochmal explizit erwähnen: Titanfall fühlt sich oft einfach frisch an. Wenn man aus dem Dropship springt und sich dann über die recht großen und abwechslungsreichen Maps bewegt, dann muss man umdenken. Mit Wallruns ist man schneller unterwegs als auf dem Boden; dank Doppelsprüngen erreichen wir die reichhaltig vorhandenen höheren Punkte auf den Maps und wenn der Titan uns packt und in die Kanzel befördert, dann sieht das auch noch beim einhundertdreißigsten Map sehr cool aus. Neu ist aber nicht alles: Das Gunplay bewegt sich in alter “Call of Duty”-Manier auf und in ausgetretenen Pfaden – wenig Rückstoß und eine hohe Feuerrate treffen zusammen und nach nur wenigen Treffern liegt der feindliche Spiele tot im Staub und verflucht uns auf allen Sprachen, die ihm einfallen. Durch das flotte Autohealing der Spieler spielen sich die Matches noch schneller; Campen bringt durch die großen Maps mit vielen Wegen und dem Fokus auf Offensiv-Ausrüstung dazu glücklicherweise wirklich wenig. Ungewohnt sind die neuen und über die Map rennenden oder herumcampenden tumbe KI-Schergen, die man mit links abballert – eine Gefahr geht von Gegner weder als Menschen oder als etwas schlagkräftigeren Spectres aus. Der einzige Zweck – vom minimalen Nervpotential im Titan und de Gewinnen bei der Atmosphäre abgesehen – der KI-Kumpel und -Feinde ist vermutlich, dass der Flow deutlich besser ist und man mehr zu bekämpfen hat. Dazu kommen als unübersehbare Neuerung die böse reinhauenden und recht stabilen Titanen – auf die man klettern oder springen kann, um ihr Elektrohirn zu zerstören – und eine kleine und feine Ansammlung an Waffen und Ausrüstung.

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Eine Kampagne?
Ursprünglich haben wir uns über die Kampagnen von Titanfall sehr gefreut. Wenn man über die spricht, darf man sich darunter aber leider keine Singleplayer-Kampagne im Stile von Call of Duty vorstellen. Stattdessen dürfen wir auf Seiten der IMC oder der Miliz je neun Multiplayer-Matches absolvieren, die etwas längere – und an sich wunderbare und atmopsphärische – Intro-Sequenzen haben. Das Problem ist: Obwohl die Geschichte für einen Military Shooter absolut in Ordnung geht – die Miliz kämpft gegen einen Konzern, dazu gibt es etwas persönliches Drama… – , geht viel zu viel davon in der rasanten Multiplayer-Action unter. Eigentlich sollte man rechts oben per Bild im Bild wichtige Schlüsselsequenzen sehen – wenn wir uns aber lieber auf die Feinde konzentrieren, dann entgeht uns die eigentlich recht coole Szene vollkommen. Noch schlimmer: Wenn wir in der Killcam stecken, dann sehen wir absolut nichts davon. Wenn man die wenigen Sequenzen betrachtet, die Respawn Entertainment wirklich entsprechend umgesetzt hat, dann ist es eine echte Schande, dass es keinen echten Singleplayer-Modus gibt. Da rettet dann auch der Umstand, dass die Miliz und die IMC jeweils eine eigene Kampagne hat, nichts mehr am recht schwachen Eindruck der jeweils etwa zwei Stunden langen Ansammlung von Matches, an deren Ende wir jeweils eine neue Titan-Version bekommen.

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Wenig drin?
Auch zahlentechnisch bietet Titanfall auf den ersten Blick nicht besonders viele Dinge: Zehn Primärwaffen etwa wirken im Vergleich zu Call of Duty, Battlefield oder Medal of Honor nachweisbar ebenso schwächlich wie die maximal vier Zielfernrohr pro Waffe oder dass jede Waffe maximal nur zwei Upgrade-Slots hat. Auch die fünf Spielmodi – Team Deathmatch, Domination, Capture the Flag, Last Titan Standing und eine “Team Deathmatch”-Version, in der nur Spielerabschüsse zählen – sind nicht unbedingt das, was man unter reichhaltig versteht. Die 15 Multiplayer-Maps sorgen dafür zumindest für viel optische und spielerische Abwechslung – von eher offenen Maps bis hin zu eher kleinen und verwinkelten Schlachtfeldern ist ebenso alles dabei wie Tropen, Wüste, Schnee und Ähnliches. Die Abwechslung stimmt hier ebenso wie die Menge an Möglichkeiten – Ziplines und stationäre Geschütze sorgen genau so für neue Situationen und Optionen wie ein Wechsel der Ausrüstung oder des Modus.

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Die tolle Balance & Brennende Balance
Das, was auf den ersten Blick ein Problem – oder zumindest ein Ergebnis blanker Faulheit –  ist, ist bei genauerem Blick die große Stärke von Titanfall: Man nervt uns nicht mit tausend Kombinationen von Waffen, Perks, Skills und Ähnlichem, wo sich zwangsläufig diverse überstarke neben massenhaft fast nutzlosen Kombinationen gegenüberstehen. Die Unsichtbarkeit-Fähigkeit ist ebenso sinnvoll wie der kurzzeitige Röntgenblick; Granaten machen ebenso Sinn wie eine Sprengfalle und bessere Parcours-Fähigkeiten sind ebenso ausnahmslos sinnvoll einsetzbar wie die versammelte Waffensammelung. Und nichts davon wirkt überstark, nervig oder unfair. Zum Glück stimmt auch noch die Balance mit den Titanen, die auch verschiedenste Ausrüstung haben:  Sowohl als Infantrist als auch als Titan-Pilot fühlt man sich immer mächtig, ohne ansatzweise bevorteilt zu werden. Wer nicht aufpasst, sich unklug mit Feinden anlegt oder seine Ausrüstung nicht beherrscht, bekommt nicht mehr als die Killcam zu sehen. Ein besonderes Lob verdient dazu das Design der Maps: Die Schlachtfelder sehen nicht nur glaubwürdig und detailliert aus, sondern ermöglichen es Fans aller Spielweisen, ihre Wünsche auszuleben. Selbst Titanen sind so der Infantrie nicht überlegen – wer sich auskennt, hat ordentliche Vorteile. Und Kreativität und eine gewisse Portion Skill und Wahnsinn schaden auch nicht, um mit den Gegnern den Boden aufzuwischen. Ein bisschen gegen die optimale Balance arbeiten die für Herausforderungen verliehenen Burncards, von denen man drei in ein Match mitnehmen kann. Diese kann man nur ein Mal bis zum Tod verwenden, und sie bringen einem bei der Nutzung besonders starke Waffenversionen, spezielle Fähigkeiten und Ähnliches. Burncards beugen damit zwar Frust und Wut vor – falls es mal nicht so läuft – und bringen auch eine weitere Komponente ins Spiel; der Balance tun sie aber logischerweise nicht so gut. Stören tun sie im großen und Ganzen aber auch nicht.

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Motivation, Teams & Server
Natürlich kann man sich jetzt fragen, warum man Titanfall – vom spaßigen Spielen an sich abgesehen – zocken soll. Die alte Antwort auf diese uralte Frage geben die Entwickler in alter “Call of Duty”-Manier: Unlocks für Waffen, neue Waffen, neue Ausrüstung, Auszeichnungen, Herausforderungen und 50 Ränge stehen zur Verfügung. Danach kann man mit den Generations-Rängen weitermachen: Zehn Mal darf man dank dem Generations-Modus – der Prestige-Modus aus Call of Duty lässt grüßen… – wieder von vorne anfangen und für ein neues Abzeichen vor dem Rang vom Rekruten an aufleveln. Damit das nicht nur zum reinen Punkte-Grinding verkommt, hat jede Generation eigene Herausforderungen, die man zwingend erfüllen muss – wer glaubt, nur mit einer Waffe bis zur Generation 10 zu spielen, hat sich also gewaltig geschnitten. Ordentlich geschnitten haben sich im Moment leider auch Fans durchweg fairer Team-Balance: Das ansonsten klaglos und gut funktionierende Matchmaking packt teilweise drei Spieler unter Level 10 gegen ein Team, das ausnahmslos aus Generation-Spielern besteht. Dramatisch ist das zwar nicht immer – wir waren bereits mit Rang 2 unaufhaltsam und ein Rang sagt ja nichts über das Können aus –  wirklich eng verlaufen die meisten Matches aber leider auch nicht.

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Hübsch und groß
Technisch macht Titanfall eine ordentliche Figur. Die aufgebohrte Source-Engine zaubert detaillierte Umgebungen auf den Bildschirm und die Animationen sind butterweich. Dazu läuft alles immer superflüssig – die einzige Ausnahme sind die Insane-Textureinstellungen auf dem PC, die zwar optisch keine echte Verbesserungen bieten, dafür aber einen PC in die Knie zwingen, der Battlefield 4 in Ultra flüssig darstellt. Auch gewöhnungsbedürftig: Titanfall belegt brachiale 50 GigaByte Festplattenspeicher – und 35 Gigbyte davon sind einfach nur die  entpackten Sprachdateien für ganze fünf Sprachen. Ansonsten gibt es aber nichts zu meckern: Trotz fehlender Server und dem stattdessen genutzten Matchmaking stemmen die Cloud-Server alle Herausforderungen bis jetzt problemlos – Verbindugsqualität und Ping sind ebenso vorbildlich wie die Anzahl an Bugs, die ungefähr bei null liegen dürfte. Dazu ist der Sound trotz der im Vergleich zu Battlefield 4 schwächer klingender Waffen erste Sahne. Kurz: Obwohl Crysis 3 oder Battlefield 4 sicher etwas besser aussehen, ist Titanfall technisch nahezu perfekt und überzeugt mit der blitzsauberen Technik.

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Titanfall Review – Fazit: Ein toller Shooter
Titanfall ist das, was dabei herauskommt, wenn man die Erfinder von Call of Duty ihre Ideen verwirklichen lässt: Ein waschechter und blitzschneller Multiplayer-Shooter, der den ursprünglichen “Call of Duty”-Traditionen treu bleibt und dazu viele neue Ideen mitbringt. Der große Fokus liegt auf der Beherrschung der Waffen und dem Movement; Titanen, Wallruns, Jetpacks und die Maps passen wunderbar zusammen und das Ergebnis sind rasend schnelle Multiplayer-Gefechte, in denen es a stark auf die Reaktionen, Waffenbeherrschung, Map-Kenntnis und die zur Ausrüstung passende Spielweise  ankommt. An und für sich ist Titanfall vielleicht weniger innovativ als man meinen könnte – das Gameplay ist aber nicht nur einzigartig, sondern funktioniert perfekt. Titanfall ist damit das, was Call of Duty irgendwann mal hätte sein können, wenn man die Erfinder nicht davongejagt hätte: Rasend schnelle Multiplayer-Gefechte, die wunderbar balanciert sind und einen Heidenspaß machen.  Kleinere unschöne Details – die quasi sinnlosen Kampagnen und der überschaubare Umfang – verblassen dabei ebenso wie ein Titan unter Beschuss flott explodiert, mit denen wir angesichts des tollen Gameplays, der hohen Motivation und dem  reinen Spielspaß nur zu gerne vergeben. Kurz: Wer mit schnellen Shootern etwas anfangen kann und nichts gegen das futuristische Setting hat, der bekommt mit Titanfall den wohl besten Shooter für Fans flotter Gefechte.
Wertung: 9/10

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