Payday 2 – Review: Der kriminelle Coop-Shooter im Test

Payday 2 Wallpaper

Wenn man nach ungefähr zwei Stunden Spielzeit die Notiz “Left 4 Dead mit Cops” auf einen Zettel voller Notizzen zu Payday 2 kritzelt, dann ist das als Lob zu verstehen. Payday 2 ist aber ein deutlich umfangreicheres Spiel als der Zombie-Shooter von Valve: Vier Klassen, massig Skills, Waffen, Waffen-Upgrades, über dreißig Missionen – hier  gibt es massenhaft zu tun. Die große Frage ist nun: Macht es Spaß? Macht es Laune? Ist die Karriere als Schwerkrimineller eine gute Idee und sollt ihr euch den Coop-Shooter holen? Alle Antworten auf diese Fragen findet ihr in unserem Test. Setzt euch also gefälligst eine entsprechend kriminell aussehende Maske auf und findet heraus, wie gut Payday 2 wirklich ist…

Für einen Haufen Dollars

Payday 2 lässt uns als Berufsverbrecher das tuen, was solche Gestalten eben tuen: Lukrative Aufträge annehmen, die erfüllen und dabei versuchen, möglichst viel Geld zu verdienen. Wir fangen dabei klein an: Mit einem Sturmgewehr, einer Pistole und drei Mitstreitern überfallen wir einen Nachtclub. Warum? Wieso? Darauf hat Payday 2 keine guten Antworten. Die Missionen poppen eben im Crimenet-Computer – aka dem Menü, in dem wir Missionen annehmen – auf und eine Stimme erzählt – gerne mit entsprechendem Akzent – zwei bis vier Sätze, warum wir das tuen was wir tuen. Weitere Informtionen fehlen aber fast vollkommen, Zwischensequenzen gibt es schon gar nicht. Hier verschenkt Payday leider viele Möglichkeiten. Lassen wir das geschichtliche Gemecker und legen wir los – im Coop zählt ja am Ende auch das, was man beim Spielen tut.

Viele Möglichkeiten

Bevor wir in die nächste Bank stürmen, dürfen wir uns Informationen – Lagepläne sind sehr hilfreich – ansehen, eventuell für Geld ein paar Hilfen wie versteckte Ausrüstung, freundlicherweise offenstehende Fenster oder weitere Informationen kaufen und begeben uns dann ins Gefecht. Zu Beginn wird aber nicht geschossen, sondern geguckt, unauffällig herumgelaufen und eventuell ein möglicher alternativer Zugang zum Objekt der kriminellen Begierde entdeckt. Der zu Beginn der Mission verfügbare Erkundungsmodus ist für Fans des Vorgängers übrigens neu und ermöglicht es uns, uns stress- und bleifrei einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Sobald wir dann genug gesehen haben, ziehen wir unsere Maske auf, packen die Waffen aus und schleichen oder ballern los. Zivilisten können wir dabei fesseln und als Geiseln nehmen, Gegner mit Waffen sollten wir schnellstmöglich ausschalten. Und dann stehen auch schon sehr bald die Polizisten auf der Matte. Wer will, darf übrigens auch versuchen, den Job unbemerkt zu Ende zu bringen – das bringt am Ende dicke Boni und Auszeichnungen, ist aber knüppelhart, da man von der KI blitzschnell entdeckt wird.

Dumme Massen

Wenn man nicht versucht, unauffällig zwischen Wachen, Kameras und Co. durchzuschleichen, dann heißt es kurz und knapp: Auf alles schießen, was nicht nach Zivilisten aussieht – wer hilflose Passanten ausschaltet, verliert Geld und bekommt Ärger. Die Missionen sind dabei oft kniffliger, als man glaubt: Wenn man beispielsweise eine Bank überfällt, dann muss man erst einen Bohrer holen, den vor der Tresortür platzieren und dann warten, bis das Ding sein Teufelswerk erledigt hat. In der Zwischenzeit geht die Polizei in Stellung, wir können Fenster mit aufgesammelten Brettern verbarrikdieren und dann warten wir, bis die im Hintergrund perfekt passend mitpochende Musik aufdreht und die Polizei einen Sturmangriff startet. Dann heißt es die Waffen zu nutzen, in Deckung zu bleiben und zu hoffen, dass der Bohrer nicht aufhört zu bohren und neu gestartet werden muss, weil wir während dieser Zeit unsere Waffen nicht nutzen können. Dabei stellt sich die KI mit Freuden doof an, wird aber durch die blanke Übermacht auch auf dem normalen Schwierigkeitsgrad zur ernstzunehmenden Gefahr. Besonders hassen wir den Moment, wo uns das Spiel ohne Vorwarnung fünf schwergepanzerte Swat-Mitglieder mit Schrotflinten in den Rücken schickt, während wir uns auf den Haufen vorne anrennender Cops konzentrieren. Wer übrigens daran denkt, nur mit den KI-Kameraden loszuziehen: Vergesst es. Die sind noch dümmer als die Polizisten – und es sind nur drei und keine mittelgroße Armee

Mit Ausrüstung, Klasse und Knarre

Ist der Safe oder Tresorraum offen, müssen wir das Geld in Tüten packen und dann den Fluchtwagen erreichen. Der kommt aber bevorzugt zu spät und parkt auch nicht neben dem Eingang – wir müssen also die erträgliche Sicherheit des Gebäudes verlassen, die Geldtaschen nehmen – man kann nur eine tragen und läfut dabei langsamer – und die zum Geldtransporter schleppen. Je länger man für die Mission nach dem Alarm braucht, desto mehr Polizisten versuchen bei den immer wieder erneuerten Sturmangriffen, uns umzuschießen – einfach ist anders. Die Munition wird speziell deshalb regelmäßig und viel zu schnell knapp, dazu regeneriert die Gesundheit sich nicht – die Missionen wären ohne die Klassen-Fertigkeiten gar nicht zu schaffen. Zum Glück gibt es sowohl eine Munitions- als Munitionstasche, die sinnvoll platziert gute Dienste tuen. Zu den Problemen gehört aber auch der Umstand, dass die Koffer sich langsam aber sicher leeren – unendlich Muniton oder Heilung hat man also nie dabei. Munition von getöteten Feinden sammeln wir automatisch beim Drüberlaufen auf; falls wir zu Boden gehen, kann uns ein Mitstreiter aufhelfen. Falls die das nicht schaffen, landen wir für etwa zwei Minuten hinter Gittern – falls wir noch gefesselte Geiseln haben, können unsere Mitstreiter eine Geisel gegen uns austauschen. Speziell die zweiminitüige Wartezeit ist nicht unbedingt authentisch, macht aber aus spielerischer Sicht Sinn. Und Spaß machen die Einsätze sowieso.

Fortschritte trotz Geldknappheit

Haben wir die Mission erledigt – alles, was wir neben den Mindestanforderungen mitnehmen, bringt uns fette Boni – bekommen wir Erfahrungspunkte, Geld für unser Offshore-, Geld für unser Handgeldkonto und bei Levelaufstiegen neue Waffen, Waffen-Upgrades und Ausrüstungen, die wir  auf dem Schwarzmarkt erstehen können. Die guten Stücke sind aber gerne deutlich teurer, als es uns lieb wäre – auf ein Holo-Zielfernrohr spart man schon mal ein paar Missionen. Levelaufstiege bringen uns außerdem Erfahrungspunkte, mit denen wir Fertigkeiten der vier verschiedenen Klassen freischalten und verbessern können. Auch wichtig: Wir brauchen Geld, um unsere Fertigkeiten zu verbessern – obwohl wir ein knüppelharter Berufsverbrecher sind, leiden wir speziell zum Anfang unter böser Geldknappheit. Nach jeder Mission gibt es dazu eine zufälluige Belohnung – das kann abhängig vom gezogenen inhalt für Glücksgefühle oder Frust sorgen. Einerseits freut man sich also dank der recht hohen Preise sehr über jeden Fortschritt, andererseits ist der coole Panzeranzug für meinen Helden noch sehr weit weg. Und statt einer coolen Totenkopfmaske muss aktuell eine Schweinsmaske ausreichen.

Zufall für mehr Spaß

Während anfangs knapp 20 bis 30 Minuten lange Missionen anstehen, die nur einen Ingame-Tag benötigen, werden die Missionen länger und bieten zwei oder drei aufeinanderfolgende Einsätze. Sehr cool ist dabei der Umstand, dass sich dank einem Zufallsgenerator kein Einsatz so spielt wie der vorherige – die wichtige Schlüsselkarte ist woanders, eine Tür ist offen statt geschlossen oder der Wachmann macht eine Zigarettenpause und erwischt uns beim Reinschleichen, anstatt im Kontrollraum zu sitzen. Dazu erscheinen die Feinde gerne woanders, in den mehrstufigen Einsätzen werden wir vielleicht auch mal im Auto angehalten oder der drogendeal geht schief, weil die Kartellangehörigen – komplett unerwartet, da wir die Mission das Mal davor problemlos erledigt haben – das Feuer auf uns eröffnen. Spielerisch wird allerdings neben dem Verteidigen eines Ortes – Bohrer, Server oder Co. die ihre Arbeit verrichten – und dem Transportieren von Taschen zu anderen Orten wenig geboten. Schlimm ist das aber nicht.

Technisch ordentlich

Technisch kann Payday 2 nicht mit Battlefield, Killzone oder anderen aktuellen Grafik-Schwergewichten mithalten. Dafür ist der Soundtrack – der uns an Heat erinnert – aber sehr gelungen, die Umgebungen sind liebevoll gestaltet und Animationen und Waffen sehen wirklich gut aus. Kleinere technische Probleme – namentlich ein oder zwei unerklärliche Abstürze – haben uns zu Anfang geplagt, nach dem zweiten Patch aber keine Probleme mehr gemacht. Die Verbindungsqualität ist übrigens sehr gut; das beitreten eines laufenden Spiels funktioniert auch anstandslos.

Payday 2 – Fazit:Ein kriminell spaßiges Vergnügen

Machen wir es kurz: Payday 2 kann technisch nicht mit aktuellen Toptiteln mithalten. Das Gameplay, die Missionen und die durch die Klassen und verschiedene Ausrüstung möglichen Optionen sind aber – auf gut Deutsch… der Hammer. Die Motivation ist großartig; der Druck, der Anspruch und die Panik in den letzten Sekunden einer Mission sind der Wahnsinn und dank über 30 Missionen haben wir mehr als genug zu tuen. Payday 2 ist kein Spiel, dass uns in fünf Minuten mit acht Levelaufstiegen überschüttet oder mit Ausrüstung zuwirft. Es ist ein Spiel, das – gerade im Vergleich zu vielen aktuellen Shootern – anspruchsvollerr als der Standard ist. Man muss sich einarbeiten, Misserfolge verkraften und sich überlegen, wie man die Sache in der Drogenküche besser löst. Wenn man sich darauf einlässt, dann ist Payday 2 ein großartiger Coop-Shooter, der quasi konkurrenzlos ist – und wir müssen jetzt weiterspielen, um den coolen Panzeranzug endlich zu bekommen…

Wertung für Coop-Fans: 9/10

Wertung für den Rest: 8/10

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