Need for Speed: Rivals – Review: Love it or leave it

Need for Speed: Rivals - Screenshot Need for Speed: Rivals - Screenshot

Fangen wir unser Review zu Need for Speed: Rivals mit einer ganz einfachen Frage an: Wie klingt ein neues Need for Speed mit kreativer Online-Einbindung, dank mächtigen “FrostBite 3”-Engine toller Grafik und der Möglichkeit, sowohl als Racer als auch als Cop auf die virtuelle Piste zu gehen? Wir finden: Wirklich klasse. Man kann sich aber auch fragen, was da schiefgehen kann – und die Antwort kann man sich dann leider auch denken: Eine ganze Menge. Was wo und wie Spaß oder keinen Spaß macht, warum Rivals wertungstechnisch Achterbahn fährt und alles Weitere zum Racer aus dem Hause EA erfahrt ihr hier in unserem großen Review.

Die Weite der Straßenwelt

Da sitzen wir also am Steuer unseres Ford Mustangs. Die Sonne bricht durch die dichten Blätter und blendet etwas. Und das Fahrzeug sieht atemberaubend aus. Normaler Autos tuckern vorbei, die Musik passt und als wir aufs Gas steigen, dröhnt es gewaltig aus den Boxen. Wie auch schon die direkten Vorgänger Hot Pursuit dürfen wir in Rivals eine offene Welt mit Wüste, verschneiten Bergen, dichten Wäldern, riesigen Wasserfällen und kleinen Ferienorten berasen und zwischen den Rennen allerhand Zeug anstellen. Und wie in Hot Pursuit haben wir die Wahl, als Cop oder Racer anzutreten. Das Fahren gestaltet sich dabei recht einfach: Auch schwer motorisierte Fahrzeuge sind gutmütig und lassen sich gut auf der Strecke und in der Spur halten; mit lockeren Drifts kommt man dazu schneller um die Kurve und lädt seinen Nitro flotter auf. Anspruch beim Fahren –  beispielsweise im Stile eines Forza, Shift oder Gran Tourismo – sucht man vergebens; wer übt und sich auf die unterschiedlichen Fahrzeuge einstellt, kommt aber logischerweise schneller und besser von A nach B.

This is serious business. Don’t dare to laugh!

Die Vorgänger kamen ohne Geschichte aus, Rivals stülpt dem Raserkrieg zwischen Cops und Racern aber eine Geschichte auf. Die soll Motivation und eine Rahmenhandlung bieten; macht dabei aber einen dezent schlechten Job: Nach jedem Kapitel bekommt man ein Video präsentiert, das im Stil einer Videocollage oder einer Nachrichtensendung aktuelle Ereignisse zeigt und dazu hat einen Raser oder Polizisten große Phrasen und pseudo-tiefe Dinge sagen lässt – teils kommen die Sprüche dabei direkt an die Phrasen-Unkultur in manchen Foren heran und bieten massig Schlagworte, aber keinen echten Inhalt. Motiviert werden wir davon leider nicht wirklich – es fehlen Charaktere, Identifikationsfiguren, eine echte Geschichte und Ähnliches. Also machen wir uns wieder auf die Strecke…

Schöne Idee

Beim Fahren kann Rivals dann zum Glück voll überzeugen – zumindest wenn man ein Arcade-Rennspiel sucht. Nitro raushauen, um Kurven driften und auf langen Geraden Höchstgeschwindigkeiten erreichen ist zwar nicht neu, macht aber gewohnt Laune. Ein paar neue Ideen haben die Entwickler dann auch noch eingebaut: Jeder Crash – auch die Burnout-typischen Crash-Animationen sind wieder dabei –  und Schaden lässt die Gesundheitsanzeige unseres Fahrzeugs ein Stückchen sinken. Sobald die die Null erreicht hat, haben wir einen Totalschaden und verlieren alle in diesem Run angesammelten Speedpoints. Speedpoints bekommt man für gewonnene Events und alle Aktionen vom Drift über den Sprung bis hin für das schnelle Durchfahren einer kurvigen Küstenstraße. Sehr geil: Je mehr Speedpoints wir haben, desto schneller bekommen wir neue Punkte dazu, müssen aber mit mehr Widerstand und Verfolgern rechnen – das belohnt Risiko und treibt teilweise das Stress-Level in ganz neue Regionen. Und wo wir schon von den Speedpoints reden: Für die Speedpoints können wir unseren Wagen aufrüsten oder uns einen neuen fahbaren Untersatz holen. Schade: Der schicke Fuhrpark ist verhältnismäßig überschaubar.

Sammeln und Rasen für die Ausrüstung

Sammeln und Jagen macht bekanntlich in vielen Spielen einen Großteil der Motivation aus. Auch Rivals nutzt die Suchtspirale nach besserer Ausrüstung aus: Für Speedpoints dürfen wir uns als Raser bessere Wagen kaufen und die aufrüsten. Umfangreich ist das Upgrade-System dabei aber nicht ausgefallen: Man gibt ein paar Speedpoints für bessere Wagenwerte aus und darf sich mit Pursuit Tech zwei Gadgets der Marke EMP-Attacke einpacken, mit denen man andere Fahrer nerven kann. Bevor man einen neuen Wagen kaufen darf, muss man ihn als Raser übrigens erst freispielen – die Aufgaben sind dabei aber recht locker angelegt: Ein paar Rennen einer bestimmten Schwierigkeitsstufe fahren, einen Cop rammen und einen Sprung schaffen – schon darf man den Wagen kaufen und dann aufrüsten. Cops müssen sogar nur – dafür teurere – Upgrades kaufen und bekommen ihre Fahrzeuge für das Erfüllen von Missionen gestellt. Motivieren tut das allemal; ein bisschen mehr Tuning wäre aber sicher nicht verkehrt gewesen. Und das Optik-Tuning beschränkt sich leider wieder auf ein paar Aufkleber und Farben – Fans echter Tuning-Fahrzeuge blicken also schon  wieder deprimiert in die Röhre.

Cop versus Racer und der Stress

Auf den Straßen regiert der pure Raser-Wahnsinn: Man brettert um Kurven, rammt andere Fahrzeuge und bestaunt, wie die Speedpoints nach oben klettern. Je mehr Punkte wir als Racer zusammen haben, desto mehr Polizisten heften sich an unsere Fersen – um nicht alles zu verlieren, müssen wir also abwägen, wohin wir als nächstes fahren und ob wir die errasten Puntke nicht in einer der in regelmäßigen auftauchenden Hideouts bunkern. Das geht ganz einfach:  Hinfahren, die Taste drücken und schon sind wir in der Sicherheit unseres Unterschlupfes – selbst wenn uns die Polizei bis zum Eingang verfolgt hat, lassen sie uns in Ruhe. Das mag zwar unrealistisch sein, hilft dem Spielfluss aber ebenso wie der Umstand, dass eine Durchfahrt durch eine der verteilten Tankstellen unser Fahrzeug in alter Burnout-Manier vollständig repariert und unsere Pursuit-Gadgets auffüllt. Und einfach ist das Leben als Racer sicherlich nicht.

Schöne Online-Ideen

Ein weitere Besonderheit in Need for Speed: Rivals ist die Einbindung der Online-Community. Wer das Feature nicht in den Optionen deaktiviert, landet mit bis zu fünf Mitrasern auf einem Server und begegnet sich zufällig in der recht großen Raserwelt – und das  mit teils handfesten Argumenten, wenn ein echter Cop oder Raser uns auf die Pelle rückt. Das Stichwort für die so sprunghaft ansteigenden Stresswerte ist natürlich die Idee mit den Speedpoints – wenn man auf der letzten Rille unterwegs ist,  unser Wagen schon qualmt, und wir von einer Schar brutaler Polizisten verfolgt werden und dann auch noch ein echter Spieler auf Seiten der Polizisten aufkreuzt, dann erreicht das Level der abgefeuerten Flüche ganz neue Dimensionen und die Nachbarn verstecken sich panisch. Umgekehrt sieht die Sache natürlich aus, wenn man als Cop einen Racer ausschaltet – nur die Nachbarn verstecken sich immer noch, wel wir uns so laut freuen und alle seine Speedpoints einsammeln. Außerdem sorgt das Feature für Überraschungen, wenn man gerade unauffällig ein Rennen fährt und plötzlich mit einem echten Polizisten oder Raser zusammenstößt und plötzlich auch noch verfolgt wird – berechenbar sind die Rennen so natürlich nie. Pausieren kann man so logischerweise auch nicht.  Das Fehlen reiner Online-Rennen mit Lobby und Co. ist allerdings enttäuschend.

Und Mehr

Wie schon in Most Wanted kann man natürlich noch mehr machen, als einfach nur ein Rennen fahren. Herumfahrende Raser können zu einem entspannten Rennen herausgefordert werden oder wir jagen ihnen als Polizist nach; dazu gibt es viele Möglichkeiten für Sprünge, umfangreiche Drifts und Ähnliches. Dank Autolog werden unsere Leistungen mit denen von Freunden verglichen – das kennt man so zwar schon aus Most Wanted 2012; für Motivation sorgt es aber immer noch.

Technisch gespalten

Need for Speed: Rivals sieht dank FrostBite 3 wirklich gut aus. Tolle Lichteffekte, schicke Wettereffekte, großartige Fahrzeugmodelle – man kann gegen die Optik ebenso wenig sagen wie gegen den feinen Soundtrack (jeder Soundtrack mit Linkin’ Park gewinnt bei uns!) oder gegen die brachial röhrenden Motoren, quietschenden Reifen und den dichten Qualm. Kleinere unschöne Stellen – bei Crashes sieht man, das der Fahrzeugunterboden immer sehr wenig Details aufweist – gehen dezent unter liebevoll modellierten Umgebungen, prachtboller Beleuchtung und herumfliegenden Dingen unter und stören den sehr guten Eindruck nicht. Die zwei Probleme lauern an anderer Stelle: Während man die recht langen Ladezeiten ertragen kann, heulen Framerate-Fans über die Begrenzung der Bildwiederholungsrate auf 30 Frames pro Sekunde bei der PC-Version. Das kostet speziell beim Geschwindigkeitsgefühl Freude und sorgt vor allem bei Besitzern hochezüchteter PC-Systeme für gut verständlichen Ärger.

Need for Speed: Rivals - Screenshot Need for Speed: Rivals - Screenshot

Fazit: Love it or leave it

Man kann nicht sagen, dass Need for Speed: Rivals fehlerlos ist. Auf der einen Seite fehlt ein reiner Online-Modus, dazu nervt die grundlose und doofe Framerate-Begrenzung PC’ler. Auf der anderen Seite gibt es tolle Grafik, teils extrem intensive Duelle, fluchende und jubelnde Spieler und ein Rennspiel, dass mit der an sich einfachen – aber dafür umso wirkungsvolleren – Idee des Verteidigens der angesammelten Speedpoints für mehr Spannung sorgt, als man ind en letzten Jahren irgendwo erlebt hat. Das rudimentär vorhandene Leistungstuning ist zwar an sich recht enttäuschend, sorgt aber trotzdem für das entsprechenden Glücksfeeling, wenn man endlich das letzte Upgrade am Auto hat – das Fehlen des optischen Tunings nervt aber. Die ganz große Revolution ist Rivals trotz der guten Neuerungen nicht – vor allem echte und altmodische Multiplayer-Events fehlen; Laune macht das Rasen als Cop oder Racer aber allemal. Wer einen tollen Arcade-Racer will und auf dem PC die Framerate-Geschichte verschmerzen kann, kann aber trotzdem zugreifen. Der Rest schnappt sich lieber ein anderes Spiel…

Für Framerate-Junkies: 5/10

Für Arcade-Fans: 8/10

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