Call of Duty: Ghosts – Multiplayer-Review: Schritt vor und Schritt zurück

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Call of Duty im Multiplayer heißt: Rumlaufen, Gegner abschießen, Killstreaks aufbauen, die Gegner mit denen hauen, höhere Killstreaks erhalten und massig Belohnungen bekommen. Und im Rang aufsteigen, neue Waffen, Perks und Ausrüstung freischalten und das immer weiter machen. Wenig überraschend: Daran ändert sich auch in Ghosts nichts. Mit dem Squad-Modus, interaktiven Maps und weiteren Neuerungen will man den Multiplayer aber frisch halten und auf die nächste Stufe stellen. Ob und inwieweit das funktioniert hat, klären wir im Test.

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Neu! Ganz neu!

Die Liste der Neuerungen von Call of Duty: Ghosts liest sich auf den ersten Blick recht umfangreich: Der Squad-Modus lässt uns gegen KI-Gegner antreten und unseren Soldaten als KI-Schergen gegen Feinde kämpfen, wofür man auch Punkte bekommt, wenn man offline ist. Soldaten können jetzt optisch angepasst werden und Frauen gibt es auch auf den Schlachtfeldern. Die Perks und Killstreaks wurden überarbeitet, Maps sollen dynamisch verändert werden können, das System zum Freischalten wurde angepasst und es gibt dedizierte Server. Das klingt nach einer Menge Neuerungen und bietet auch echte Fortschritte – an anderen Stellen hapert es aber leider.

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Weniger Bumm und endlich dedizierte Server

Die gute Nachricht ist: Viele Kritikpunkte vorheriger Titel wurden korrigiert. Zwar fehlt ein Server-Browser, die dedizierten Server sorgen aber für eine angenehm gute Verbindungsqualität und entsprechend gute Treffererkennung. Mit der Überarbeitung der Killstreaks hat man außerdem all denjenigen etwas Gutes getan, die Wutanfälle bekamen, wenn sie schon wieder von einer Rakete oder einem Luftangriff weggesprengt wurden. Stattdessen gibt es jetzt Wachhunde – die Leitern überwinden können und knurren, wenn Gegner in der Nähe sind – und mehr Belohnungen, bei denen man selber zielen und schießen muss. Dass man die Minimap seltener per UAV aufgedeckt bekommt, entschleunigt das Gameplay ein Stück weit. Kurz: Der erste Eindruck ist positiv.

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Entscheide dich!

Auch an anderen Stellschrauben wurde gedreht: Anstatt beispielsweise Rang 40 sein zu müssen, um das neue Sturmgewehr freischalten zu dürfen, kann man es jetzt einfach für freigespielte Punkte kaufen. Und auch die Upgrades für die Waffe – Zielfernrohr, Griff, Schalldämfper und Rotpunktvisier – können so sofort freigeschaltet werden. Das erspart uns einerseits das langwierige Warten und Freispielen – sehr schön. Auf der anderen Seite fehlt natürlich das Gefühl, wirklich etwas erreicht zu haben – dieses Feeling gibt es nur, wenn man Tarnungen ganz normal über eine bestimmte Anzahl Abschüsse, Kopfschüsse und Co. freischaltet. Die Ausrüstungsanpassung an sich erinnert stark an Black Ops 2: Man hat eine bestimmte Anzahl Punkte und jede Waffe, jedes Gadget und jedes Perk kostet einige Punkte und man darf fei kombinierebn, was man kombinieren will. Am Ende kann man also ganz traditionell losrennen oder man versucht sich an einer absurden Kombination aus Sprint-Perks und Schrotflinte. Das hat schon bei Black Ops 2 gut funktioniert und ist auch bei Ghosts gut und fair ausbalanciert.

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Zu große Maps

Natürlich wird man jetzt nach der Überschrift sagen: Moment mal? Die Maps sind zu groß? Wirklich? In Call of Duty? Und wir werden antworten: Absolut. Auf dem PC und den “Current Gen”-Konsolen treten maximal 12 – und damit vier weniger als auf den “Nex Gen”-Konsolen – Spieler auf einer Karte an. Und dafür sind fast alle Maps deutlich zu groß geworden: Es wimmelt von kleinen Winkeln, viel Deckung und freien Schusslinien über die halbe Map. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass die meisten Waffen brutal präzise und tödlich sind, dass man mit Schalldämpfer nicht auf der Minimap markiert wird und dass es ein Perk gibt, dass den Schaden pro Kugel mit jedem Abschuss steigert, dann muss man kein Genie sein um ein dezent großes Problem zu entdecken. Und es ist ein wirklich großes Problem: Andauernd wird man von Campern erledigt, die sich in dunkeln Winkeln nebst Zelt, Feuer, Grillzeug und einer hohen Abschussrate eingerichtet haben. Und das nervt natürlich immens.

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Eine Runde gegen die KI

Ranking-technisch tut sich auch Einiges: Anstatt einen Soldten immer wieder aufzuleveln und dank Prestige wieder auf Null zu setzen, gibt es zehn Soldaten, die man je ein mal aufleveln kann. Die Kämpfer und Kämfperinnen dürfen dabei mit den verschiedensten Outfits, Helmen, Köpfen und Co. ausgerüstet werden, was die optische Abwechslung erhöht. Wer nicht gegen echte Gegner spielen will, kann gegen KI-Gegner zocken, die echten Spielern nachempfunden sind – mein Soldat rennt am liebsten mit einem Sturmgewehr herum und tut das auch als KI-Scherge im Survival-Modus oder in einem ganz normalen Modus. Schön: Punkte und Rangaufstiege meines KI-Soldaten bekommt mein Soldat für die nächste Multiplayer-Runde gutgeschrieben – Fortschritt ohne jede Anstrengung ist zwar nicht unbedingt nach jedermanns Geschmack, macht aber Laune.

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Dynamische Mogelpackung

Wer sich fragt, warum wir nicht über die dynamischen Maps schreiben, für den haben wir eine einfache Antwort: Es gibt keine wirklich dynamische Map. Zwar gibt es auf jedem Schlachtfeld irgendwo eine dynamische Sache – eine zusammenbrechende Tankstelle ist aber auch schon das höchste der Gefühle. Der Rest der Map ist – wie auch in den Vorgängern – so stabil und absolut undynamisch, dass der geneigte Battlefield-Spieler sich an eine Reise in längst vergangene Tage erinnert fühlt. Und die Grafik – die teilweise schwächer als im nun auch nicht unbedingt als Grafikmonster berühmten Call of Duty: Black Ops 2 daherkommt – hilft da auch nicht weiter. Und was sich die Entwickler gedacht haben, als sie nicht nur auf PunkBuster verzichtet, sondern auch das sowieso schon hoffnungslos gegen Cheater überforderte VAC ausgemustert haben, wissen wir ganz sicher nicht.

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Netter Standard

Beinahe jedes Jahr sagen wir: “Es macht Spaß.” Das stimmt auch dieses Jahr. “Es haben sich Dinge getan” wird auch gerne als Satz bemüht. Auch das stimmt bei Ghosts. “Es gibt Fortschritte und Rückschritte” ist der letzte Satz aus dem Standard-Repertoire eines Reviews zu Call of Duty. Wenig schockierend: Auch der stimmt dieses Jahr. Dieses Jahr halten sich die Neuerungen aber noch mehr in Grenzen als sonst, die Technik ist wirklich alt geworden und warum man sich mit der Map-Größe in Kombination mit der Waffen-Balance ein Balancing-Ei allererster Qualität ins Nest gelegt hat, wissen wir nicht. Das Fehlen echter “Anti Cheat”-Software macht dazu einen üblen Eindruck – was natürlich absolut vermeidbar und unnötig war und ist. Trotzdem: Wer will, wird Spaß haben. Warum man aber Black Ops 2 gegen Ghosts tauschen sollte, wissen wir nicht – denn dazu hat sich einfach zu wenig getan. Spaß wird man haben, fluchen wird man aber auch. Am Ende ist es der Multiplayer von Ghosts trotz einiger Neuerungen nicht mehr als ein Update mit einigen Verbesserungen und einigen Verschlechterungen. Und damit kann und muss man fair sagen: Es ist ein Spiel für absolute Fans oder diejenigen, die seit einigen Jahren keinen Serienteil mehr angefasst haben, das aber wieder wollen.

7/10

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