Review – Beyond: Two Souls

In Beyond: Two Souls schlüpft der Spieler in die Haut von Jodie (Ellen Page), welche seit frühester Kindheit ihr Leben mit einem geisterhaften Wesen namens Aiden teilt. Diese untrennbare Verbindung stattet Jodie zwar mit allerhand übernatürlichen Fähigkeiten aus, isoliert sie allerdings auch seit jeher von der Außenwelt und macht sie zur Zielscheibe von Hass und Misstrauen. Schließlich nimmt sich der Wissenschaftler Nathan Dawkins (Willem Dafoe) ihrer an und versucht hinter das Geheimnis von Aidens Existenz zu kommen.

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Ohne Zweifel liegt der Hauptfokus von Beyond: Two Souls auf der Story, die das Spiel erzählen möchte und den Charakteren, die jene Geschichte bevölkern. Die Handlung wird durchgängig aus der Perspektive des weiblichen Protagonisten und ihres geisterhaften Begleiters erzählt und genau wie Aiden, ist der Spieler dabei immer ganz dicht an Jodies Seite.

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Wir begleiten sie auf den unterschiedlichen Pfaden ihres Lebensweges, ertragen mit ihr Experimente, flüchten an ihrer Seite vor der Polizei, kämpfen uns gemeinsam durch das harte Training bei der CIA. Wir schließen neue Freundschaften, streiten, hassen, lieben und verzweifeln.

Die Nähe zur Figur von Jodie und die Glaubwürdigkeit der von ihr (und letztendlich vom Spieler) durchlebten Emotionen steht und fällt mit der schauspielerischen Darbietung von Ellen Page und die Dame meistert diese Herausforderung mit Bravour. Selbiges gilt für die Riege von Nebencharakteren, allen voran Nathan Dawkins, den Willem Dafoe mit der nötigen Balance aus Autorität und Einfühlungsvermögen verkörpert und somit den Zwiespalt zwischen Vatergefühlen und beruflicher Pflicht glaubhaft vermittelt.

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Diese Vielzahl an herausragenden Performances ist es auch, was den Spieler immer wieder in das Geschehen hinein zieht, selbst wenn einige Plotentwicklungen etwas hanebüchen daher kommen und die Story in ihrem Verlauf nicht unbedingt mit Klischees geizt.

An dieser Stelle sei auch ausnahmsweise einmal die deutsche Synchronisation lobend erwähnt. Nicht nur wurden die Original-Filmsynchronsprecher der beiden Hauptdarsteller verpflichtet, auch bei der Adaption des Skripts und der Sprecherleistung der Nebendarsteller gibt es diesmal erstaunlich wenig Ausfälle. Für deutsche Sprachfassungen von Videospielen leider immer noch eine echte Seltenheit.

Die Entwickler haben sich für eine non-lineare Erzählstruktur entschieden und so springt der Spieler wild zwischen den einzelnen Stationen in Jodies Leben hin und her. Zwar hilft eine Timeline-Karte (stets im Ladebildschirm vor jedem Kapitel eingeblendet) bei der chronologischen Zuordnung der unterschiedlichen Abschnitte, allerdings stellt sich die Frage, ob eine klassische Struktur hier nicht wohlmöglich die bessere Wahl gewesen wäre. Die stetigen Hüpfer zwischen den unterschiedlichen Zeitebenen sorgen natürlich für Abwechslung und ermöglichen das Zurückhalten einiger Geheimnisse und Überraschungen, führen aber auch des öfteren zu einem Bruch in der, vom Spiel bis dahin erfolgreich etablierten Atmosphäre. Zudem wirken die Handlungsweisen einiger Figuren manchmal deplaziert, da man häufig zwischen den verschiedenen Phasen ihrer Charakterentwicklung herumgeschleudert wird.

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Ob man in Beyond: Two Souls wirklich Gameplay im klassischen Sinne geboten kriegt, daran scheiden sich die Geister. Genau wie bei den vorherigen Titeln von Entwickler David Cage, Fahrenheit und Heavy Rain, setzt das Spiel auf eine Mischung aus Quicktime-Events, Dialogoptionen und simplen Interaktionen mit Personen oder Gegenständen. Beispielsweise helfen wir Jodie ein Hindernis zu erklimmen, indem wir den X-Button mashen, weichen in Slow-Motion Sequenzen Schlägen mit dem rechten Analogstick aus und holen mit selbigem zum Gegenangriff aus.

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Schlüpft der Spieler in die Rolle von Aiden, kann er mit Hilfe beider Analogsticks einige Gegenstände bewegen und in bestimmten Situationen Leute heilen, Kontrahenten töten oder ihre Körper übernehmen.

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In Unterhaltungen können wir per Knopfdruck entscheiden, ob Jodie bei der Wahrheit bleibt, oder eine Lüge erzählt, ob sie wütend, verletzt oder verständnisvoll reagiert. Die Auswirkungen, die diese unterschiedlichen Entscheidungen auf den Storyverlauf haben, machen den eigentlichen Reiz des Gameplays von Beyond: Two Souls aus. Viele Passagen im Spiel haben alternative Routen. Lässt man sich beispielsweise in einem Abschnitt des Spiels von der Polizei fangen, ist die Ausgangsposition ab dem nächsten Checkpoint eine gänzlich andere, als wenn man der Staatsgewalt erfolgreich entkommen wäre. Ein Game Over als solches wird der Spieler nicht erleben, da ein “Versagen” in bestimmten Situationen lediglich in einem alternativen Handlungsverlauf resultiert. Dieses Konzept stellt eine willkommene Abweichung von gängigeren Systemen dar und entschärft einige frustige Situationen. Denn leider ist nicht immer klar ersichtlich, welche Controllereingabe für eine erfolgreiche Bewältigung der jeweiligen Spielpassage verlangt wird.

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Natürlich hat das Game auch mehrere unterschiedliche Enden, was den Wiederspielwert immens erhöht. Wer alle verschiedenen Möglichkeiten durchspielen und alle Storyschnipsel sehen möchte, die Beyond: Two Souls zu bieten hat, wird einige Zeit in das Spiel investieren müssen. Bleibt es beim einmaligen Durchlauf, sieht man nach circa 11 Stunden den Abspann über den Bildschirm flimmern.

Wer von Euch einen Freund oder eine Freundin neben sich auf der Couch sitzen hat, kann von dem Co-Op Modus des Spiels Gebrauch machen. Hier steuert ein Spieler Jodie und der andere übernimmt die Rolle von Aiden. Wie im Single-Player Modus wechselt Ihr per Knopfdruck zwischen den beiden Protagonisten.

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Die Präsentation von Beyond: Two Souls macht eine durchweg gute Figur. Die Umgebungsgrafik ist detailverliebt und die unterschiedlichen Szenarien wechseln gekonnt zwischen kalten Büroräumen, düsteren Wäldern, bedrohlichen Labors und staubigen Einöden. Auch die Wassereffekte bei Szenen im Regen oder unter der Dusche sind überzeugend. Das Spiel besticht besonders durch seine detailierten Gesichtsanimationen. Zwar gibt es hier und da kleine Schwankungen in der Qualität und die Gestik der Figuren wirkt zuweilen etwas steif, aber im Großen und Ganzen unterstützt das Spiel die schauspielerische Darbietung seiner Darsteller mit beeindruckender grafischer Leistung.

Der Soundtrack, komponiert von Lorne Balfe und produziert von niemand anderem als Hollywood-Legende Hans Zimmer, liefert stets die passende musikalische Untermalung. Treibende Orchestermusik in den Actionszenen sorgt für Herzklopfen gepaart mit verschwitzten Händen und die traurig anmutende Interpretation des Titelliedes auf dem Klavier, könnte in der ein oder anderen Szene so manchem Spieler eine Träne aus dem Auge rollen lassen. Wer ein Surround System besitzt kommt vor allem in den gruseligeren Momenten des Spiels voll auf seine Kosten.

Schlusswort:

Beyond: Two Souls ist definitiv ein Zocker-Erlebnis der besonderen Art.
Spieler die Wert auf eine actionorientierte, frei-kontrollierbare Gameplay-Erfahrung legen, sind hier wohlmöglich fehl am Platz.
Was hier präsentiert wird lässt oftmals die Grenze zwischen Spiel und interaktivem Film verschwimmen.
Die Gameplay-Elemente sind simpel und dienen fast ausschließlich als Immersions-Vehikel, um dem Spieler eine aktivere Rolle in der Storyentwicklung zu bescheren.
Und auch wenn das Spiel eine Vielzahl an unterschiedlichen Plotrouten zu bieten hat, läuft die Haupthandlung immer noch auf einem Netzwerk von Schienen und viele wesentliche Elemente der Geschichte lassen sich nicht beeinflussen.
Nichtsdestotrotz handelt es sich hier ohne Zweifel um eine faszinierende und erzählenswerte Geschichte, reich an Spannung und Abenteuer, gespickt mit interessanten Charakteren und mitreißenden Emotionen.
Eine aufregende Reise, die zumindest diejenigen unter euch antreten sollten, die gleichermaßen Kino- und Videogame-Fans sind.

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