Amokschütze von Winnenden: Psychiater bescheinigt Tim K. masochistische Störung

Von , Frankfurt

Tim K. erschoss in Winnenden 15 Menschen und sich selbst. Die Akte der Staatsanwaltschaft gibt nun Aufschluss über die mögliche Motivation des 17-Jährigen, dem eine Persönlichkeitsstörung bescheinigt wird. Er soll unter masochistischen Phantasien gelitten haben.

Amoklauf von Winnenden: Die Tat des Tim K. Fotos
AP

Frankfurt - Dem Gutachten des Stuttgarter Kinderpsychiaters Reinmar du Bois zufolge litt der Attentäter von Winnenden, Tim K., an einer masochistischen Persönlichkeitsstörung. Dies führt der renommierte Gutachter nach SPIEGEL-Informationen vor allem auf pornografische Bilder zurück, die auf K.s PC sichergestellt wurden und die sogenannte Bondage-Szenen zeigen. Es handelte sich dabei wohl um sadomasochistische Fotos, auf denen nackte Männer von Frauen gefesselt und dominiert wurden. Tim K. habe stark unter diesen Phantasien gelitten.

Der 17-Jährige hatte vor der Tat mithilfe von Informationen aus dem Internet bei sich selbst eine bipolar-affektive Störung diagnostiziert. Über seine manisch-depressiven Stimmungsschwankungen hatte er auch seine Eltern informiert, die daraufhin bei einer psychiatrischen Klinik ein Gespräch initiierten.

Einer Therapeutin hatte K. in einer ersten Sitzung von detaillierten Tötungsphantasien erzählt, diese Schilderungen bei späteren Treffen jedoch nicht wiederholt. Über seine masochistischen Gefühle konnte der Junge jedoch auch in diesen Sitzungen anscheinend nicht sprechen.

Aus den Unterlagen der Staatsanwaltschaft Stuttgart, die insgesamt mehr als 30 Aktenordner umfassen, geht zudem hervor, dass Tim K. viele der gewaltverherrlichenden Videospiele und Filme, die erst ab 18 Jahren erhältlich sind, von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte.

Zudem habe er noch kurz vor dem Amoklauf im Schützenverein geübt, ohne dass dies im Schützenbuch des Vereins notiert wurde. Die Unterlagen der Staatsanwaltschaft und des Gutachters zeichnen das Bild einer klassischen Risikopersönlichkeit.

Noch ist nicht klar, ob die Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen den Vater des Amokschützen Anklage erheben wird. Dieser hatte die spätere Tatwaffe frei zugänglich in seinem Schlafzimmer aufbewahrt.

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